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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63570 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 495<br />

Bild oder Statue leisten, was die Schrift, nur viel vollkommener,<br />

leistet. Was nun wir für den Zweck der<br />

Kunst erklären, Darstellung der nur anschaulich aufzufassenden<br />

Idee, ist hier nicht der Zweck. Für das,<br />

was aber hier beabsichtigt wird, ist auch gar keine<br />

große Vollendung des Kunstwerks erforderlich; sondern<br />

es reicht hin, daß man sehe, was das Ding seyn<br />

soll, da, sobald dies gef<strong>und</strong>en ist, der Zweck erreicht<br />

ist <strong>und</strong> der Geist nun auf eine ganz anderartige <strong>Vorstellung</strong>,<br />

auf einen abstrakten Begriff geführt wird,<br />

welcher das vorgesetzte Ziel war. Allegorien in der<br />

bildenden Kunst sind folglich nichts Anderes, <strong>als</strong> Hieroglyphen:<br />

der Kunstwerth, den sie übrigens <strong>als</strong> anschauliche<br />

Darstellungen haben mögen, kommt ihnen<br />

nicht <strong>als</strong> Allegorien, sondern anderweitig zu. Daß die<br />

Nacht von Correggio, der Genius des Ruhmes von<br />

Hannibal Carracci, die Hören von Poussin, sehr schöne<br />

Bilder sind, ist ganz davon zu trennen, daß sie Allegorien<br />

sind. Als Allegorien leisten sie nicht mehr,<br />

<strong>als</strong> eine Inschrift, ja eher weniger. Wir werden hier<br />

wieder an die oben gemachte Unterscheidung zwischen<br />

der realen <strong>und</strong> der nominalen Bedeutung eines<br />

Bildes erinnert. <strong>Die</strong> nominale ist hier eben das Allegorische<br />

<strong>als</strong> solches, z.B. der Genius des Ruhmes; die<br />

reale das wirklich Dargestellte: hier ein schöner geflügelter<br />

Jüngling, von schönen Knaben umflogen: dies<br />

spricht eine Idee aus: diese reale Bedeutung wirkt<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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