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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63641 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 566<br />

len zum Leben ist <strong>als</strong>o das Leben gewiß, <strong>und</strong> solange<br />

wir von Lebenswillen erfüllt sind, dürfen wir für<br />

unser Daseyn nicht besorgt seyn, auch nicht beim Anblick<br />

des Todes. Wohl sehn wir das Individuum entstehn<br />

<strong>und</strong> vergehn: aber das Individuum ist nur Erscheinung,<br />

ist nur da für die im Satz vom Gr<strong>und</strong>e,<br />

dem principio individuationis, befangene Erkenntniß:<br />

für diese freilich empfängt es sein Leben wie ein Geschenk,<br />

geht aus dem Nichts hervor, leidet dann durch<br />

den Tod den Verlust jenes Geschenks <strong>und</strong> geht ins<br />

Nichts zurück. Aber wir wollen ja eben das Leben<br />

philosophisch, d.h. seinen Ideen nach betrachten, <strong>und</strong><br />

da werden wir finden, daß weder der <strong>Wille</strong>, das Ding<br />

an sich in allen Erscheinungen, noch das Subjekt des<br />

Erkennens, der Zuschauer aller Erscheinungen, von<br />

Geburt <strong>und</strong> von Tod irgend berührt werden. Geburt<br />

<strong>und</strong> Tod gehören eben zur Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns,<br />

<strong>als</strong>o zum Leben, <strong>und</strong> es ist diesem wesentlich, sich in<br />

Individuen darzustellen, welche entstehn <strong>und</strong> vergehn,<br />

<strong>als</strong> flüchtige, in der Form der Zeit auftretende Erscheinungen<br />

Desjenigen, was an sich keine Zeit kennt, aber<br />

gerade auf die besagte Weise sich darstellen muß, um<br />

sein eigentliches Wesen zu objektiviren. Geburt <strong>und</strong><br />

Tod gehören auf gleiche Weise zum Leben <strong>und</strong> halten<br />

sich das Gleichgewicht <strong>als</strong> wechselseitige Bedingungen<br />

von einander, oder, wenn man etwan den Ausdruck<br />

liebt, <strong>als</strong> Pole der gesammten Lebenserschei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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