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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64437 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1362<br />

unbewußt vor sich, wie die Umwandelung der Nahrung<br />

in die Säfte <strong>und</strong> Substanz des Leibes. Daher<br />

kommt es, daß wir oft vom Entstehn unserer tiefsten<br />

Gedanken keine Rechenschaft geben können: sie sind<br />

die Ausgeburt unsers geheimnißvollen Innern. Urtheile,<br />

Einfälle, Beschlüsse steigen unerwartet <strong>und</strong> zu unserer<br />

eigenen Verw<strong>und</strong>erung aus jener Tiefe auf. Ein<br />

Brief bringt uns unvermuthete, wichtige Nachrichten,<br />

in Folge deren eine Verwirrung unserer Gedanken <strong>und</strong><br />

Motive eintritt: wir entschlagen uns der Sache einstweilen<br />

<strong>und</strong> denken nicht wieder daran; aber am andern,<br />

oder dem dritten, vierten Tage steht bisweilen<br />

das ganze Verhältniß, mit dem was wir dabei zu thun<br />

haben, deutlich vor uns. Das Bewußtsein ist die bloße<br />

Oberfläche unsers Geistes, von welchem, wie vom<br />

Erdkörper, wir nicht das Innere, sondern nur die<br />

Schaale kennen.<br />

Was aber die Gedankenassociation selbst, deren<br />

Gesetze oben dargelegt worden, in Thätigkeit versetzt,<br />

ist, in letzter Instanz, oder im Geheimen unsers<br />

Innern, der <strong>Wille</strong>, welcher seinen <strong>Die</strong>ner, den Intellekt,<br />

antreibt, nach Maaßgabe seiner Kräfte, Gedanken<br />

an Gedanken zu reihen, das Aehnliche, das<br />

Gleichzeitige zurückzurufen, Gründe <strong>und</strong> Folgen zu<br />

erkennen: denn im Interesse des <strong>Wille</strong>ns liegt, daß<br />

überhaupt gedacht werde, damit man möglichst orientirt<br />

sei, für alle vorkommenden Fälle. Daher ist die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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