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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64585 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1510<br />

<strong>und</strong> geistesthätig geblieben; weil er, der stets <strong>Welt</strong><strong>und</strong><br />

Hofmann war, niem<strong>als</strong> seine geistigen Beschäftigungen<br />

mit Selbstzwang getrieben hat. Das Selbe gilt<br />

von Wieland <strong>und</strong> dem ein<strong>und</strong>neunzigjährigen Knebel,<br />

wie auch von Voltaire. <strong>Die</strong>ses Alles nun aber beweist,<br />

wie sehr sek<strong>und</strong>är, physisch <strong>und</strong> ein bloßes<br />

Werkzeug der Intellekt ist. Eben deshalb auch bedarf<br />

er, auf fast ein Drittel seiner Lebenszeit, der gänzlichen<br />

Suspension seiner Thätigkeit, im Schlafe, d.h.<br />

der Ruhe des Gehirns, dessen bloße Funktion er ist,<br />

welches ihm daher eben so vorhergängig ist, wie der<br />

Magen der Verdauung, oder die Körper ihrem Stoß,<br />

<strong>und</strong> mit welchem er, im Alter, verwelkt <strong>und</strong> versiegt.<br />

– Der <strong>Wille</strong> hingegen, <strong>als</strong> das Ding an sich, ist<br />

nie träge, absolut unermüdlich, seine Thätigkeit ist<br />

seine Essenz, er hört nie auf zu wollen, <strong>und</strong> wann er,<br />

während des tiefen Schlafs, vom Intellekt verlassen ist<br />

<strong>und</strong> daher nicht, auf Motive, nach außen wirken kann,<br />

ist er <strong>als</strong> Lebenskraft thätig, besorgt desto ungestörter<br />

die innere Oekonomie des Organismus <strong>und</strong> bringt<br />

auch, <strong>als</strong> vis naturae medicatrix, die eingeschlichenen<br />

Unregelmäßigkeiten desselben wieder in Ordnung.<br />

Denn er ist nicht, wie der Intellekt, eine Funktion<br />

des Leibes; sondern der Leib ist seine Funktion:<br />

daher ist er diesem ordine rerum vorgängig, <strong>als</strong> dessen<br />

metaphysisches Substrat, <strong>als</strong> das Ansich der Erscheinung<br />

desselben. Seine Unermüdlichkeit theilt er,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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