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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65003 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1928<br />

Meinem Gefühl zufolge (Beweise finden hier nicht<br />

Statt) ist der Reim, seiner Natur nach, bloß binär:<br />

seine Wirksamkeit beschränkt sich auf die einmalige<br />

Wiederkehr des selben Lauts <strong>und</strong> wird durch öftere<br />

Wiederholung nicht verstärkt. Sobald demnach eine<br />

Endsilbe die ihr gleichklingende vernommen hat, ist<br />

ihre Wirkung erschöpft: die dritte Wiederkehr des<br />

Tons wirkt bloß <strong>als</strong> ein abermaliger Reim, der zufällig<br />

auf den selben Klang trifft, aber ohne Erhöhung<br />

der Wirkung: er reihet sich dem vorhandenen Reime<br />

an, ohne jedoch sich mit ihm zu einem starkem Eindruck<br />

zu verbinden. Denn der erste Ton schallt nicht<br />

durch den zweiten bis zum dritten herüber: dieser ist<br />

<strong>als</strong>o ein ästhetischer Pleonasmus, eine doppelte Courage,<br />

die nichts hilft. Am wenigsten verdienen daher<br />

dergleichen Reimanhäufungen die schweren Opfer,<br />

die sie in Ottavarimen, Terzerimen <strong>und</strong> Sonetten kosten,<br />

<strong>und</strong> welche die Ursache der Seelenmarter sind,<br />

unter der man bisweilen solche Produktionen liest:<br />

denn poetischer Genuß unter Kopfbrechen ist unmöglich.<br />

Daß der große dichterische Geist auch jene Formen<br />

<strong>und</strong> ihre Schwierigkeiten bisweilen überwinden<br />

<strong>und</strong> sich mit Leichtigkeit <strong>und</strong> Grazie darin bewegen<br />

kann, gereicht ihnen selbst nicht zur Empfehlung:<br />

denn an sich sind sie so unwirksam, wie beschwerlich.<br />

Und selbst bei guten Dichtern, wann sie dieser<br />

Formen sich bedienen, sieht man häufig den Kampf<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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