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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64625 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1550<br />

Schritte folgt viel langsamer, nämlich meistens erst<br />

im dritten Jahre, die Ausbildung der Vernunft, bis zur<br />

Sprache <strong>und</strong> dadurch zum Denken. Dennoch bleibt<br />

die frühe Kindheit unwiderruflich der Albernheit <strong>und</strong><br />

Dummheit preisgegeben: zunächst weil dem Gehirn<br />

noch die physische Vollendung fehlt, welche es, sowohl<br />

seiner Größe <strong>als</strong> seiner Textur nach, erst im siebenten<br />

Jahre erreicht. Sodann aber ist zu seiner energischen<br />

Thätigkeit noch der Antagonismus des Genit<strong>als</strong>ystems<br />

erfordert; daher jene erst mit der Pubertät<br />

anfängt. Durch dieselbe aber hat <strong>als</strong>dann der Intellekt<br />

erst die bloße Fähigkeit zu seiner psychischen Ausbildung<br />

erlangt: diese selbst kann allein durch Uebung,<br />

Erfahrung <strong>und</strong> Belehrung gewonnen werden.<br />

Sobald daher der Geist sich der kindischen Albernheit<br />

entw<strong>und</strong>en hat, geräth er in die Schlingen zahlloser<br />

Irrthümer, Vorurtheile, Chimären, mitunter von der<br />

absurdesten <strong>und</strong> krassesten Art, die er eigensinnig<br />

festhält, bis die Erfahrung sie ihm nach <strong>und</strong> nach entwindet,<br />

manche auch unvermerkt abhanden kommen:<br />

dieses Alles geschieht erst im Lauf vieler Jahre; so<br />

daß man ihm zwar die Mündigkeit bald nach dem<br />

zwanzigsten Jahre zugesteht, die vollkommene Reife<br />

jedoch erst ins vierzigste Jahr, das Schwabenalter,<br />

versetzt hat. Allein während diese psychische, auf<br />

Hülfe von außen beruhende Ausbildung noch im<br />

Wachsen ist, fängt die innere physische Energie des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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