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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65317 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2242<br />

führen; daher es <strong>als</strong>dann doch noch Gegenmotive<br />

giebt, die ihre Wirkung allenfalls zu hemmen vermögen,<br />

wenn sie nur deutlich ins Bewußtseyn treten. Der<br />

Affekt ist eine eben so unwiderstehliche, jedoch nur<br />

vorübergehende Erregung des <strong>Wille</strong>ns, durch ein<br />

Motiv, welches seine Gewalt nicht durch eine tief<br />

wurzelnde Neigung, sondern bloß dadurch erhält, daß<br />

es, plötzlich eintretend, die Gegenwirkung aller andern<br />

Motive, für den Augenblick, ausschließt, indem<br />

es in einer <strong>Vorstellung</strong> besteht, die, durch ihre übermäßige<br />

Lebhaftigkeit, die andern völlig verdunkelt,<br />

oder gleichsam durch ihre zu große Nähe sie ganz<br />

verdeckt, so daß sie nicht ins Bewußtseyn treten <strong>und</strong><br />

auf den <strong>Wille</strong>n wirken können, wodurch daher die Fähigkeit<br />

der Ueberlegung <strong>und</strong> damit die intellektuelle<br />

Freiheit78 in gewissem Grade aufgehoben wird.<br />

Demnach verhält sich der Affekt zur Leidenschaft wie<br />

die Fieberphantasie zum Wahnsinn.<br />

Eine moralische Reue ist nun dadurch bedingt, daß,<br />

vor der That, die Neigung zu dieser dem Intellekt<br />

nicht freien Spielraum ließ, indem sie ihm nicht gestattete,<br />

die ihr entgegenstehenden Motive deutlich<br />

<strong>und</strong> vollständig ins Auge zu fassen, vielmehr ihn<br />

immer wieder auf die zu ihr auffordernden hinlenkte.<br />

<strong>Die</strong>se nun aber sind, nach vollbrachter That, durch<br />

diese selbst neutralisirt, mithin unwirksam geworden.<br />

Jetzt bringt die Wirklichkeit die entgegenstehenden<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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