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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63214 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 139<br />

sie abstrakt <strong>und</strong> allgemein erkennen. <strong>Die</strong>s ist aber ungleich<br />

wichtiger, <strong>als</strong> es, so ausgedrückt, dem ersten<br />

Blicke scheint. Denn alles sichere Aufbewahren, alle<br />

Mittheilbarkeit <strong>und</strong> alle sichere <strong>und</strong> weitreichende<br />

Anwendung der Erkenntniß auf das Praktische hängt<br />

davon ab, daß sie ein Wissen, eine abstrakte Erkenntniß<br />

geworden sei. <strong>Die</strong> intuitive Erkenntniß gilt immer<br />

nur vom einzelnen Fall, geht nur auf das Nächste, <strong>und</strong><br />

bleibt bei diesem stehn, weil Sinnlichkeit <strong>und</strong> Verstand<br />

eigentlich nur ein Objekt zur Zeit auffassen<br />

können. Jede anhaltende, zusammengesetzte, planmäßige<br />

Thätigkeit muß daher von Gr<strong>und</strong>sätzen, <strong>als</strong>o von<br />

einem abstrakten Wissen ausgehn <strong>und</strong> danach geleitet<br />

werden. So ist z.B. die Erkenntniß, welche der Verstand<br />

vom Verhältniß der Ursache <strong>und</strong> Wirkung hat,<br />

zwar an sich viel vollkommener, tiefer <strong>und</strong> erschöpfender,<br />

<strong>als</strong> was davon in abstracto sich denken läßt:<br />

der Verstand allein erkennt anschaulich unmittelbar<br />

<strong>und</strong> vollkommen die Art des Wirkens eines Hebels,<br />

Flaschenzuges, Kammrades, das Ruhen eines Gewölbes<br />

in sich selbst u.s.w. Aber wegen der eben berührten<br />

Eigenschaft der intuitiven Erkenntniß, nur auf das<br />

unmittelbar Gegenwärtige zu gehn, reicht der bloße<br />

Verstand nicht hin zur Konstruktion von Maschinen<br />

<strong>und</strong> Gebäuden: vielmehr muß hier die Vernunft eintreten,<br />

an die Stelle der Anschauungen abstrakte Begriffe<br />

setzen, solche zur Richtschnur des Wirkens<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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