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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64561 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1486<br />

kein Erkennendes ohne ein von ihm Verschiedenes,<br />

welches erkannt wird. Daher ist ein Bewußtseyn, welches<br />

durch <strong>und</strong> durch reine Intelligenz wäre, unmöglich.<br />

<strong>Die</strong> Intelligenz gleicht der Sonne, welche den<br />

Raum nicht erleuchtet, wenn nicht ein Gegenstand<br />

daist, von dem ihre Strahlen zurückgeworfen werden.<br />

Das Erkennende selbst kann, eben <strong>als</strong> solches, nicht<br />

erkannt werden: sonst wäre es das Erkannte eines andern<br />

Erkennenden. Als das Erkannte im Selbstbewußtseyn<br />

finden wir nun aber ausschließlich den <strong>Wille</strong>n.<br />

Denn nicht nur das Wollen <strong>und</strong> Beschließen, im<br />

engsten Sinne, sondern auch alles Streben, Wünschen,<br />

Fliehen, Hoffen, Fürchten, Lieben, Hassen,<br />

kurz, Alles was das eigene Wohl <strong>und</strong> Wehe, Lust <strong>und</strong><br />

Unlust, unmittelbar ausmacht, ist offenbar nur Affektion<br />

des <strong>Wille</strong>ns, ist Regung, Modifikation des Wollens<br />

<strong>und</strong> Nichtwollens, ist eben Das, was, wenn es<br />

nach außen wirkt, sich <strong>als</strong> eigentlicher <strong>Wille</strong>nsakt<br />

darstellt20. Nun aber ist in aller Erkenntniß das Erkannte<br />

das Erste <strong>und</strong> Wesentliche, nicht das Erkennende;<br />

sofern Jenes der prôtotypos, dieses der ektypos<br />

ist. Daher muß auch im Selbstbewußtseyn das Erkannte,<br />

mithin der <strong>Wille</strong>, das Erste <strong>und</strong> Ursprüngliche<br />

seyn; das Erkennende hingegen nur das Sek<strong>und</strong>äre,<br />

das Hinzugekommene, der Spiegel. Sie verhalten sich<br />

ungefähr wie der selbstleuchtende Körper zum reflektirenden;<br />

oder auch wie die vibrirende Saite zum Re-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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