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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63827 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 752<br />

haben für die Moralität bloß den Werth, daß der aus<br />

anderweitiger, bald zu erörternder Erkenntniß schon<br />

Tugendhafte an ihnen ein Schema, ein Formular hat,<br />

nach welchem er seiner eigenen Vernunft von seinem<br />

nichtegoistischen Thun, dessen Wesen sie, d.i. er<br />

selbst, nicht begreift, eine meistens nur fingirte Rechenschaft<br />

ablegt, bei welcher er sie gewöhnt hat sich<br />

zufrieden zu geben.<br />

Zwar auf das Handeln, das äußere Thun, können<br />

die Dogmen starken Einfluß haben, wie auch Gewohnheit<br />

<strong>und</strong> Beispiel (letztere, weil der gewöhnliche<br />

Mensch seinem Urtheil, dessen Schwäche er sich bewußt<br />

ist, nicht traut, sondern nur eigener oder fremder<br />

Erfahrung folgt); aber damit ist die Gesinnung nicht<br />

geändert.92 Alle abstrakte Erkenntniß giebt nur Motive:<br />

Motive aber können, wie oben gezeigt, nur die<br />

Richtung des <strong>Wille</strong>ns, nie ihn selbst ändern. Alle mittheilbare<br />

Erkenntniß kann auf den <strong>Wille</strong>n aber nur <strong>als</strong><br />

Motiv wirken: wie die Dogmen ihn <strong>als</strong>o auch lenken,<br />

so ist dabei dennoch immer Das, was der Mensch eigentlich<br />

<strong>und</strong> überhaupt will, das selbe geblieben: bloß<br />

über die Wege, auf welchen es zu erlangen, hat er andere<br />

Gedanken erhalten, <strong>und</strong> imaginäre Motive leiten<br />

ihn gleich wirklichen. Daher z.B. ist es in Hinsicht<br />

auf seinen ethischen Werth gleich viel, ob er große<br />

Schenkungen an Hülflose macht, fest überredet in<br />

einem künftigen Leben alles zehnfach wieder zu er-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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