18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

63850 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 775<br />

gend etwas zu wollen, hütet sich seinen <strong>Wille</strong>n an irgend<br />

etwas zu hängen, sucht die größte Gleichgültigkeit<br />

gegen alle Dinge in sich zu befestigen. – Sein<br />

Leib, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> stark, spricht durch Genitalien den<br />

Geschlechtstrieb aus; aber er verneint den <strong>Wille</strong>n <strong>und</strong><br />

straft den Leib Lügen: er will keine Geschlechtsbefriedigung,<br />

unter keiner Bedingung. Freiwillige, vollkommene<br />

Keuschheit ist der erste Schritt in der Askese<br />

oder der Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben. Sie<br />

verneint dadurch die über das individuelle Leben hinausgehende<br />

Bejahung des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> giebt damit die<br />

Anzeige, daß mit dem Leben dieses Leibes auch der<br />

<strong>Wille</strong>, dessen Erscheinung er ist, sich aufhebt. <strong>Die</strong><br />

Natur, immer wahr <strong>und</strong> naiv, sagt aus, daß, wenn<br />

diese Maxime allgemein würde, das Menschengeschlecht<br />

ausstürbe: <strong>und</strong> nach Dem, was im zweiten<br />

Buch über den Zusammenhang aller <strong>Wille</strong>nserscheinungen<br />

gesagt ist, glaube ich annehmen zu können,<br />

daß mit der höchsten <strong>Wille</strong>nserscheinung auch der<br />

schwächere Wiederschein derselben, die Thierheit,<br />

wegfallen würde; wie mit dem vollen Lichte auch die<br />

Halbschatten verschwinden. Mit gänzlicher Aufhebung<br />

der Erkenntniß schwände dann auch von selbst<br />

die übrige <strong>Welt</strong> in Nichts; da ohne Subjekt kein Objekt.<br />

Ich möchte sogar hierauf eine Stelle im Veda beziehn,<br />

wo es heißt: »Wie in dieser <strong>Welt</strong> hungerige<br />

Kinder sich um ihre Mutter drängen, so harren alle<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!