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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64607 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1532<br />

tat oder Produkt; so müßte, wo viel <strong>Wille</strong> ist, auch<br />

viel Erkenntniß, Einsicht, Verstand seyn. Dem ist<br />

aber ganz <strong>und</strong> gar nicht so: vielmehr finden wir, in<br />

vielen Menschen, einen starken, d.h. entschiedenen,<br />

entschlossenen, beharrlichen, unbiegsamen, eigensinnigen<br />

<strong>und</strong> heftigen <strong>Wille</strong>n, verb<strong>und</strong>en mit einem sehr<br />

schwachen <strong>und</strong> unfähigen Verstande; wodurch eben<br />

wer mit ihnen zu thun hat zur Verzweiflung gebracht<br />

wird, indem ihr <strong>Wille</strong> allen Gründen <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong>en<br />

unzugänglich bleibt <strong>und</strong> ihm nicht beizukommen<br />

ist; so daß er gleichsam in einem Sack steckt, von wo<br />

aus er blindlings will. <strong>Die</strong> Thiere haben, bei oft heftigem,<br />

oft starrsinnigem <strong>Wille</strong>n, noch viel weniger Verstand;<br />

die Pflanzen endlich bloßen <strong>Wille</strong>n, ohne alle<br />

Erkenntniß.<br />

Entspränge das Wollen bloß aus der Erkenntniß; so<br />

müßte unser Zorn seinem jedesmaligen Anlaß, oder<br />

wenigstens unserm Verständniß desselben, genau angemessen<br />

seyn; indem auch er nichts weiter, <strong>als</strong> das<br />

Resultat der gegenwärtigen Erkenntniß wäre. So fällt<br />

es aber sehr selten aus: vielmehr geht der Zorn meistens<br />

weit über den Anlaß hinaus. Unser Wüthen <strong>und</strong><br />

Rasen, der furor brevis, oft bei geringen Anlässen<br />

<strong>und</strong> ohne Irrthum hinsichtlich derselben, gleicht dem<br />

Toben eines bösen Dämons, welcher, eingesperrt, nur<br />

auf die Gelegenheit wartete, losbrechen zu dürfen,<br />

<strong>und</strong> nun jubelt sie gef<strong>und</strong>en zu haben. Dem könnte<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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