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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63836 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 761<br />

<strong>und</strong> die Täuschung des principii individuationis hat<br />

ihn verlassen. Sich, sein Selbst, seinen <strong>Wille</strong>n erkennt<br />

er in jedem Wesen, folglich auch in dem Leidenden.<br />

<strong>Die</strong> Verkehrtheit ist von ihm gewichen, mit welcher<br />

der <strong>Wille</strong> zum Leben, sich selbst verkennend, hier in<br />

Einem Individuo flüchtige, gauklerische Wollüste genießt,<br />

<strong>und</strong> dafür dort in einem andern leidet <strong>und</strong><br />

darbt, <strong>und</strong> so Quaal verhängt <strong>und</strong> Quaal duldet, nicht<br />

erkennend, daß er, wie Thyestes, sein eigenes Fleisch<br />

gierig verzehrt, <strong>und</strong> dann hier jammert über unverschuldetes<br />

Leid <strong>und</strong> dort frevelt ohne Scheu vor der<br />

Nemesis, immer <strong>und</strong> immer nur weil er sich selbst<br />

verkennt in der fremden Erscheinung, <strong>und</strong> daher die<br />

ewige Gerechtigkeit nicht wahrnimmt, befangen im<br />

principio individuationis, <strong>als</strong>o überhaupt in jener Erkenntnißart,<br />

welche der Satz vom Gr<strong>und</strong>e beherrscht.<br />

Von diesem Wahn <strong>und</strong> Blendwerk der Maja geheilt<br />

seyn, <strong>und</strong> Werke der Liebe üben, ist Eins. Letzteres<br />

ist aber unausbleibliches Symptom jener Erkenntniß.<br />

Das Gegentheil der Gewissenspein, deren Ursprung<br />

<strong>und</strong> Bedeutung oben erläutert worden, ist das gute<br />

Gewissen, die Befriedigung, welche wir nach jeder<br />

uneigennützigen That verspüren. Sie entspringt daraus,<br />

daß solche That, wie sie hervorgeht aus dem unmittelbaren<br />

Wiedererkennen unsers eigenen Wesens<br />

an sich auch in der fremden Erscheinung, uns auch<br />

wiederum die Beglaubigung dieser Erkenntniß giebt,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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