18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63616 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 541<br />

te, sondern zu jedem Ton, zur dissonanten Septime<br />

<strong>und</strong> zu den übermäßigen Stufen, aber immer folgt ein<br />

endliches Zurückkehren zum Gr<strong>und</strong>ton: auf allen<br />

jenen Wegen drückt die Melodie das vielgestaltete<br />

Streben des <strong>Wille</strong>ns aus, aber immer auch, durch das<br />

endliche Wiederfinden einer harmonischen Stufe, <strong>und</strong><br />

noch mehr des Gr<strong>und</strong>tones, die Befriedigung. <strong>Die</strong> Erfindung<br />

der Melodie, die Aufdeckung aller tiefsten<br />

Geheimnisse des menschlichen Wollens <strong>und</strong> Empfindens<br />

in ihr, ist das Werk des Genius, dessen Wirken<br />

hier augenscheinlicher, <strong>als</strong> irgendwo, fern von aller<br />

Reflexion <strong>und</strong> bewußter Absichtlichkeit liegt <strong>und</strong> eine<br />

Inspiration heißen könnte. Der Begriff ist hier, wie<br />

überall in der Kunst, unfruchtbar: der Komponist offenbart<br />

das innerste Wesen der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> spricht die<br />

tiefste Weisheit aus. In einer Sprache, die seine Vernunft<br />

nicht versteht; wie eine magnetische Somnambule<br />

Aufschlüsse giebt über Dinge, von denen sie wachend<br />

keinen Begriff hat. Daher ist in einem Komponisten,<br />

mehr <strong>als</strong> in irgend einem andern Künstler, der<br />

Mensch vom Künstler ganz getrennt <strong>und</strong> unterschieden.<br />

Sogar bei der Erklärung dieser w<strong>und</strong>erbaren<br />

Kunst zeigt der Begriff seine Dürftigkeit <strong>und</strong> seine<br />

Schranken: ich will indessen unsere Analogie durchzuführen<br />

suchen. – Wie nun schneller Uebergang vom<br />

Wunsch zur Befriedigung <strong>und</strong> von dieser zum neuen<br />

Wunsch, Glück <strong>und</strong> Wohlseyn ist, so sind rasche Me-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!