18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64537 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1462<br />

Kraut, wie einen unberechtigten Arbeiter, wie eine Zigeunerhorde,<br />

<strong>und</strong> sie in der Regel nur unter der Bedingung<br />

tolerirt, daß sie sich bequeme ihr zu dienen<br />

<strong>und</strong> nachzufolgen. Wo ist denn je wahre Gedankenfreiheit<br />

gewesen? Geprahlt hat man genug damit; aber<br />

sobald sie weiter gehn wollte, <strong>als</strong> etwan in untergeordneten<br />

Dogmen von der Landesreligion abzuweichen,<br />

ergriff die Verkündiger der Toleranz ein heiliger<br />

Schauder über die Vermessenheit, <strong>und</strong> es hieß: keinen<br />

Schritt weiter! – Welche Fortschritte der Metaphysik<br />

waren unter solchem Drucke möglich? – Ja, nicht allein<br />

auf die Mittheilung der Gedanken, sondern auf<br />

das Denken selbst erstreckt sich jener Zwang, den die<br />

privilegirte Metaphysik ausübt, dadurch, daß ihre<br />

Dogmen dem zarten, bildsamen, vertrauensvollen <strong>und</strong><br />

gedankenlosen Kindesalter, unter studirtem, feierlich<br />

ernsten Mienenspiel so fest eingeprägt werden, daß<br />

sie, von Dem an, mit dem Gehirn verwachsen <strong>und</strong> fast<br />

die Natur angeborener Gedanken annehmen, wofür<br />

manche Philosophen sie daher gehalten haben, noch<br />

mehrere aber sie zu halten vorgeben. Nichts kann jedoch<br />

der Auffassung auch nur des Problems der Metaphysik<br />

so fest entgegenstehn, wie eine ihm vorhergängige,<br />

aufgedrungene <strong>und</strong> dem Geiste früh eingeimpfte<br />

Lösung desselben: denn der nothwendige Ausgangspunkt<br />

zu allem ächten Philosophiren ist die tiefe<br />

Empfindung des Sokratischen: »<strong>Die</strong>s Eine weiß ich,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!