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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65337 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2262<br />

Kapitel 48. 79<br />

Zur Lehre von der Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum<br />

Leben<br />

Der Mensch hat sein Daseyn <strong>und</strong> Wesen entweder mit<br />

seinem <strong>Wille</strong>n, d.h. seiner Einwilligung, oder ohne<br />

diese: im letztern Falle wäre eine solche, durch vielfache<br />

<strong>und</strong> unausbleibliche Leiden verbitterte Existenz<br />

eine schreiende Ungerechtigkeit. – <strong>Die</strong> Alten, namentlich<br />

die Stoiker, auch die Peripatetiker <strong>und</strong> Akademiker,<br />

bemühten sich vergeblich, zu beweisen, daß die<br />

Tugend hinreiche, das Leben glücklich zu machen:<br />

die Erfahrung schrie laut dagegen. Was dem Bemühen<br />

jener Philosophen, wenn gleich Ihnen nicht deutlich<br />

bewußt, eigentlich zum Gr<strong>und</strong>e lag, war die vorausgesetzte<br />

Gerechtigkeit der Sache: wer schuldlos<br />

war, sollte auch frei von Leiden, <strong>als</strong>o glücklich seyn.<br />

Allein die ernstliche <strong>und</strong> tiefe Lösung des Problems<br />

liegt in der Christlichen Lehre, daß die Werke nicht<br />

rechtfertigen; demnach ein Mensch, wenn er auch alle<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Menschenliebe, mithin das agathon,<br />

honestum, ausgeübt hat, dennoch nicht, wie Cicero<br />

meint, culpa omni carens (Tusc. V, 1) ist: sondern<br />

el delito mayor del hombre es haber nacido<br />

(des Menschen größte Schuld ist, daß er geboren<br />

ward), wie es, aus viel tieferer Erkenntniß, <strong>als</strong> jene<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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