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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65215 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2140<br />

Aus dem großen Uebergewicht des Gehirns beim<br />

Menschen erklärt sich, daß er wenigere Instinkte hat,<br />

<strong>als</strong> die Thiere, <strong>und</strong> daß selbst diese wenigen leicht irre<br />

geleitet werden können. Nämlich der die Auswahl zur<br />

Geschlechtsbefriedigung instinktiv leitende Schönheitssinn<br />

wird irre geführt, wenn er in Hang zur Päderastie<br />

ausartet; Dem analog, wie die Schmeißfliege<br />

(Musca vomitoria), statt ihre Eier, ihrem Instinkt<br />

gemäß, in faulendes Fleisch zu legen, sie in die Blüthe<br />

des Arum dracunculus legt, verleitet durch den<br />

kadaverosen Geruch dieser Pflanze.<br />

Daß nun aller Geschlechtsliebe ein durchaus auf<br />

das zu Erzeugende gerichteter Instinkt zum Gr<strong>und</strong>e<br />

liegt, wird seine volle Gewißheit durch genauere Zergliederung<br />

desselben erhalten, der wir uns deshalb<br />

nicht entziehn können. – Zuvörderst gehört hieher,<br />

daß der Mann von Natur zur Unbeständigkeit in der<br />

Liebe, das Weib zur Beständigkeit geneigt ist. <strong>Die</strong><br />

Liebe des Mannes sinkt merklich, von dem Augenblick<br />

an, wo sie Befriedigung erhalten hat: fast jedes<br />

andere Weib reizt ihn mehr <strong>als</strong> das, welches er schon<br />

besitzt: er sehnt sich nach Abwechselung. <strong>Die</strong> Liebe<br />

des Weibes hingegen steigt von eben jenem Augenblick<br />

an. <strong>Die</strong>s ist eine Folge des Zwecks der Natur,<br />

welche auf Erhaltung <strong>und</strong> daher auf möglichst starke<br />

Vermehrung der Gattung gerichtet ist. Der Mann<br />

nämlich kann, bequem, über h<strong>und</strong>ert Kinder im Jahre<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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