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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63546 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 471<br />

auf eine bestimmte, individuelle Weise, eine besondere<br />

Seite derselben hervorhebend, ausdrücken; weil das<br />

menschliche Individuum <strong>als</strong> solches gewissermaaßen<br />

die Dignität einer eigenen Idee hat <strong>und</strong> der Idee der<br />

Menschheit es eben wesentlich ist, daß sie sich in Individuen<br />

von eigenthümlicher Bedeutsamkeit darstellt.<br />

Daher finden wir in den Werken der Alten die<br />

von ihnen deutlich aufgefaßte Schönheit nicht durch<br />

eine einzige, sondern durch viele, verschiedenen Charakter<br />

tragende Gestalten ausgedrückt, gleichsam<br />

immer von einer andern Seite gefaßt, <strong>und</strong> demzufolge<br />

anders dargestellt im Apoll, anders im Bakchus, anders<br />

im Herkules, anders im Antinous: ja, das Charakteristische<br />

kann das Schöne beschränken <strong>und</strong> endlich<br />

sogar bis zur Häßlichkeit hervortreten, im trunkenen<br />

Silen, im Faun u.s.w. Geht aber das Charakteristische<br />

bis zur wirklichen Aufhebung des Charakters<br />

der Gattung, <strong>als</strong>o bis zum Unnatürlichen; so wird es<br />

Karikatur. – Noch viel weniger aber, <strong>als</strong> die Schönheit,<br />

darf die Grazie durch das Charakteristische beeinträchtigt<br />

werden: welche Stellung <strong>und</strong> Bewegung<br />

auch der Ausdruck des Charakters erfordert; so muß<br />

sie doch auf die der Person angemessenste, zweckmäßigste,<br />

leichteste Weise vollzogen werden. <strong>Die</strong>s wird<br />

nicht nur der Bildhauer <strong>und</strong> Maler, sondern auch jeder<br />

gute Schauspieler beobachten: sonst entsteht auch<br />

hier Karikatur, <strong>als</strong> Verzerrung, Verrenkung.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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