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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64224 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1149<br />

empfangen wir bloße Worte, gehn aber von diesen so<br />

unmittelbar zu den durch sie bezeichneten Begriffen<br />

über, daß es ist, <strong>als</strong> ob wir unmittelbar die Begriffe<br />

empfiengen: denn wir werden uns des Ueberganges zu<br />

diesen gar nicht bewußt. Daher wissen wir bisweilen<br />

nicht, in welcher Sprache wir gestern etwas, dessen<br />

wir uns erinnern, gelesen haben. Daß ein solcher<br />

Uebergang dennoch jedesmal Statt hat, wird bemerklich,<br />

wenn er ein Mal ausbleibt, d.h. wenn wir, in der<br />

Zerstreuung, gedankenlos lesen <strong>und</strong> dann inne werden,<br />

daß wir zwar alle Worte, aber keinen Begriff<br />

empfangen haben. Bloß wenn wir von abstrakten Begriffen<br />

zu Bildern der Phantasie übergehn, werden wir<br />

uns der Umsetzung bewußt.<br />

Uebrigens findet, bei der empirischen Wahrnehmung,<br />

die Bewußtlosigkeit, mit welcher der Uebergang<br />

von der Empfindung zur Ursache derselben geschieht,<br />

eigentlich nur bei der Anschauung im engsten<br />

Sinn, <strong>als</strong>o beim Sehn Statt; hingegen geschieht er bei<br />

allen übrigen sinnlichen Wahrnehmungen mit mehr<br />

oder minder deutlichem Bewußtseyn, daher, bei der<br />

Apprehension durch die gröberen vier Sinne seine<br />

Realität sich unmittelbar faktisch konstatiren läßt. Im<br />

Finstern betasten wir ein Ding so lange von allen Seiten,<br />

bis wir aus dessen verschiedenen Wirkungen auf<br />

die Hände die Ursache derselben <strong>als</strong> bestimmte Gestalt<br />

konstruiren können. Ferner, wenn etwas sich<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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