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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63304 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 229<br />

Gr<strong>und</strong>e, nach dem dort mit Absicht einseitig genommenen<br />

Standpunkt (dem der <strong>Vorstellung</strong>), das unmittelbare<br />

Objekt hieß, hier, in einer andern Rücksicht,<br />

die Objektität des <strong>Wille</strong>ns nennen. Auch kann man<br />

daher in gewissem Sinne sagen: der <strong>Wille</strong> ist die Erkenntniß<br />

a priori des Leibes, <strong>und</strong> der Leib die Erkenntniß<br />

a posteriori des <strong>Wille</strong>ns. – <strong>Wille</strong>nsbeschlüsse,<br />

die sich auf die Zukunft beziehn, sind bloße<br />

Ueberlegungen der Vernunft, über das, was man dereinst<br />

wollen wird, nicht eigentliche <strong>Wille</strong>nsakte: nur<br />

die Ausführung stämpelt den Entschluß, der bis dahin<br />

immer nur noch veränderlicher Vorsatz ist <strong>und</strong> nur in<br />

der Vernunft, in abstracto existirt. In der Reflexion<br />

allein ist Wollen <strong>und</strong> Thun verschieden: in der Wirklichkeit<br />

sind sie Eins. Jeder wahre, ächte, unmittelbare<br />

Akt des <strong>Wille</strong>ns ist sofort <strong>und</strong> unmittelbar auch<br />

erscheinender Akt des Leibes: <strong>und</strong> diesem entsprechend<br />

ist andererseits jede Einwirkung auf den Leib<br />

sofort <strong>und</strong> unmittelbar auch Einwirkung auf den <strong>Wille</strong>n:<br />

sie heißt <strong>als</strong> solche Schmerz, wenn sie dem <strong>Wille</strong>n<br />

zuwider; Wohlbehagen, Wollust, wenn sie ihm<br />

gemäß ist. <strong>Die</strong> Gradationen Beider sind sehr verschieden.<br />

Man hat aber gänzlich Unrecht, wenn man<br />

Schmerz <strong>und</strong> Wollust <strong>Vorstellung</strong>en nennt: das sind<br />

sie keineswegs, sondern unmittelbare Affektionen des<br />

<strong>Wille</strong>ns, in seiner Erscheinung, dem Leibe: ein erzwungenes<br />

augenblickliches Wollen oder Nichtwollen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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