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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64637 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1562<br />

besser <strong>als</strong> leben« (beltion tou zên to eu zên, Top. III,<br />

2). Hieraus ließe sich, mittelst zweimaliger Kontraposition,<br />

folgern: nicht leben ist besser <strong>als</strong> schlecht<br />

leben. <strong>Die</strong>s ist dem Intellekt auch einleuchtend: dennoch<br />

leben die Allermeisten sehr schlecht, lieber <strong>als</strong><br />

gar nicht. <strong>Die</strong>se Anhänglichkeit an das Leben kann<br />

<strong>als</strong>o nicht im Objekt derselben ihren Gr<strong>und</strong> haben, da<br />

das Leben, wie im vierten Buche gezeigt worden, eigentlich<br />

ein stetes Leiden, oder wenigstens, wie weiter<br />

unten, Kapitel 28 dargethan wird, ein Geschäft ist,<br />

welches die Kosten nicht deckt: <strong>als</strong>o kann jene Anhänglichkeit<br />

nur im Subjekt derselben gegründet seyn.<br />

Sie ist aber nicht im Intellekt gegründet, ist keine<br />

Folge der Ueberlegung, <strong>und</strong> überhaupt keine Sache<br />

der Wahl; sondern dies Lebenwollen ist etwas, das<br />

sich von selbst versteht: es ist ein prius des Intellekts<br />

selbst. Wir selbst sind der <strong>Wille</strong> zum Leben: daher<br />

müssen wir leben, gut oder schlecht. Nur daraus, daß<br />

diese Anhänglichkeit an ein Leben, welches ihrer so<br />

wenig werth ist, ganz a priori <strong>und</strong> nicht a posteriori<br />

ist, erklärt sich die allem Lebenden einwohnende,<br />

überschwängliche Todesfurcht, welche Rochefoucauld<br />

mit seltener Freimüthigkeit <strong>und</strong> Naivetät, in seiner<br />

letzten Reflexion, ausgesprochen hat, <strong>und</strong> auf der<br />

auch die Wirksamkeit aller Trauerspiele <strong>und</strong> Heldenthaten<br />

zuletzt beruht, <strong>als</strong> welche wegfallen würde,<br />

wenn wir das Leben nur nach seinem objektiven Wer-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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