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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65387 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2312<br />

hikels derselben, gleichsam eines Gefäßes, ohne welches<br />

jene sich verlieren <strong>und</strong> verflüchtigen würde. <strong>Die</strong><br />

Wahrheit mußte daher überall das Gewand der Fabel<br />

borgen <strong>und</strong> zudem stets sich an das jedesmal historisch<br />

Gegebene, bereits Bekannte <strong>und</strong> bereits Verehrte<br />

anzuschließen bestrebt seyn. Was, bei der niedrigen<br />

Gesinnung, der intellektuellen Stumpfheit <strong>und</strong> überhaupt<br />

Brutalität des großen Haufens aller Zeiten <strong>und</strong><br />

Länder, ihm sensu proprio unzugänglich bliebe, muß<br />

ihm, zum praktischen Behuf, sensu allegorico beigebracht<br />

werden, um sein Leitstern zu seyn. So sind<br />

denn die oben genannten Glaubenslehren anzusehn<br />

<strong>als</strong> die heiligen Gefäße, in welchen die seit mehreren<br />

Jahrtausenden, ja, vielleicht seit dem Beginn des<br />

Menschengeschlechts erkannte <strong>und</strong> ausgesprochene<br />

große Wahrheit, die jedoch an sich selbst, in Bezug<br />

auf die Masse der Menschheit, stets eine Geheimlehre<br />

bleibt, dieser nach Maaßgabe ihrer Kräfte zugänglich<br />

gemacht, aufbewahrt <strong>und</strong> durch die Jahrh<strong>und</strong>erte weitergegeben<br />

wird. Weil jedoch Alles, was nicht durch<br />

<strong>und</strong> durch aus dem unzerstörbaren Stoff der lauteren<br />

Wahrheit besteht, dem Untergange ausgesetzt ist; so<br />

muß, so oft diesem ein solches Gefäß, durch die Berührung<br />

mit einer ihm heterogenen Zeit, entgegengeht,<br />

der heilige Inhalt irgendwie, durch ein anderes, gerettet<br />

<strong>und</strong> der Menschheit erhalten werden. <strong>Die</strong> Philosophie<br />

aber hat die Aufgabe, jenen Inhalt, da er mit der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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