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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63854 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 779<br />

sen bloßer Ausdruck <strong>und</strong> Spiegel er ist, neu belebe<br />

<strong>und</strong> stärker anrege. So greift er zum Fasten, ja er<br />

greift zur Kasteiung <strong>und</strong> Selbstpeinigung, um durch<br />

stetes Entbehren <strong>und</strong> Leiden den <strong>Wille</strong>n mehr <strong>und</strong><br />

mehr zu brechen <strong>und</strong> zu tödten, den er <strong>als</strong> die Quelle<br />

des eigenen <strong>und</strong> der <strong>Welt</strong> leidenden Daseyns erkennt<br />

<strong>und</strong> verabscheut. – Kommt endlich der Tod, der diese<br />

Erscheinung jenes <strong>Wille</strong>ns auflöst, dessen Wesen<br />

hier, durch freie Verneinung seiner selbst, schon<br />

längst, bis auf den schwachen Rest, der <strong>als</strong> Belebung<br />

dieses Leibes erschien, abgestorben war; so ist er, <strong>als</strong><br />

ersehnte Erlösung, hoch willkommen <strong>und</strong> wird freudig<br />

empfangen. Mit ihm endigt hier nicht, wie bei Andern,<br />

bloß die Erscheinung; sondern das Wesen selbst<br />

ist aufgehoben, welches hier nur noch in der Erscheinung<br />

<strong>und</strong> durch sie ein schwaches Daseyn hatte;96<br />

welches letzte mürbe Band nun auch zerreißt. Für<br />

Den, welcher so endet, hat zugleich die <strong>Welt</strong> geendigt.<br />

Und was ich hier mit schwacher Zunge <strong>und</strong> nur in<br />

allgemeinen Ausdrücken geschildert habe, ist nicht<br />

etwan ein selbsterf<strong>und</strong>enes philosophisches Mährchen<br />

<strong>und</strong> nur von heute: nein, es war das beneidenswerthe<br />

Leben gar vieler Heiligen <strong>und</strong> schöner Seelen unter<br />

den Christen, <strong>und</strong> noch mehr unter den Hindus <strong>und</strong><br />

Buddhaisten, auch unter andern Glaubensgenossen.<br />

So sehr verschiedene Dogmen auch ihrer Vernunft<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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