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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64441 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1366<br />

sen Zeit, deren Maaß individuell ist, vor der Hand<br />

aufgeben <strong>und</strong> ihren uns so interessanten Gegenstand<br />

aus dem Bewußtsein entlassen, um uns, so schwer die<br />

Sorge darüber auch auf uns lastet, jetzt mit unbedeutenden<br />

<strong>und</strong> gleichgültigen Dingen zu beschäftigen.<br />

Während dieser Zeit nun ist jener wichtige Gegenstand<br />

für uns nicht mehr vorhanden: er ist jetzt, wie<br />

die Wärme im kalten Wasser, latent. Wenn wir ihn<br />

nun, zur andern Zeit, wieder aufnehmen; so kommen<br />

wir an ihn wie an eine neue Sache, in der wir uns von<br />

Neuem, wiewohl schneller, orientiren, <strong>und</strong> auch der<br />

angenehme, oder widrige Eindruck derselben auf unsern<br />

<strong>Wille</strong>n tritt von Neuem ein. Inzwischen kommen<br />

wir selbst nicht ganz unverändert zurück. Denn mit<br />

der physischen Mischung der Säfte <strong>und</strong> Spannung der<br />

Nerven, welche, nach St<strong>und</strong>en, Tagen <strong>und</strong> Jahreszeiten,<br />

stets wechselt, ändert sich auch unsere Stimmung<br />

<strong>und</strong> Ansicht: zudem haben die in der Zwischenzeit dagewesenen<br />

fremdartigen <strong>Vorstellung</strong>en einen Nachklang<br />

zurückgelassen, dessen Ton auf die folgenden<br />

Einfluß hat. Daher erscheint uns die selbe Sache zu<br />

verschiedenen Zeiten, Morgens, Abends, Nachmittags,<br />

oder am andern Tage, oft sehr verschieden: entgegengesetzte<br />

Ansichten derselben drängen sich jetzt<br />

auf <strong>und</strong> vermehren unsern Zweifel. Darum spricht<br />

man vom Beschlafen einer Angelegenheit <strong>und</strong> fordert<br />

zu großen Entschlüssen lange Ueberlegungszeit.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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