18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64959 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1884<br />

wozu freilich noch der andere Vortheil beiträgt, daß<br />

sie, aus einem Guß, im Augenblick der Konception<br />

vollendet sind; während das ausgeführte Gemälde, da<br />

die Begeisterung doch nicht bis zu seiner Vollendung<br />

anhalten kann, nur unter fortgesetzter Bemühung, mittelst<br />

kluger Ueberlegung <strong>und</strong> beharrlicher Absichtlichkeit<br />

zu Stande kommt. – Aus dem in Rede stehenden<br />

ästhetischen Gr<strong>und</strong>gesetze wird ferner auch erklärlich,<br />

warum Wachsfiguren, obgleich gerade in<br />

ihnen die Nachahmung der Natur den höchsten Grad<br />

erreichen kann, nie eine ästhetische Wirkung hervorbringen<br />

<strong>und</strong> daher nicht eigentliche Werke der schönen<br />

Kunst sind. Denn sie lassen der Phantasie nichts<br />

zu thun übrig. <strong>Die</strong> Skulptur nämlich giebt die bloße<br />

Form, ohne die Farbe; die Malerei giebt die Farbe,<br />

aber den bloßen Schein der Form: Beide <strong>als</strong>o wenden<br />

sich an die Phantasie des Beschauers. <strong>Die</strong> Wachsfigur<br />

hingegen giebt Alles, Form <strong>und</strong> Farbe zugleich; woraus<br />

der Schein der Wirklichkeit entsteht <strong>und</strong> die<br />

Phantasie aus dem Spiele bleibt. – Dagegen wendet<br />

die Poesie sich sogar allein an die Phantasie, welche<br />

sie mittelst bloßer Worte in Thätigkeit versetzt. –<br />

Ein willkürliches Spielen mit den Mitteln der<br />

Kunst, ohne eigentliche Kenntniß des Zweckes, ist, in<br />

jeder, der Gr<strong>und</strong>charakter der Pfuscherei. Ein solches<br />

zeigt sich in den nichts tragenden Stützen, den zwecklosen<br />

Voluten, Bauschungen <strong>und</strong> Vorsprüngen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!