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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64574 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1499<br />

d.h. von eben dem selben Intellekt erfährt, daß sie ihn<br />

in irgend eine der oben dargestellten Bewegungen<br />

versetzen würden: er zügelt jetzt den Intellekt <strong>und</strong><br />

zwingt ihn sich auf andere Dinge zu richten. So<br />

schwer dies oft seyn mag, muß es doch gelingen, sobald<br />

es dem <strong>Wille</strong>n Ernst damit ist: denn das Widerstreben<br />

dabei geht nicht vom Intellekt aus, <strong>als</strong> welcher<br />

stets gleichgültig bleibt; sondern vom <strong>Wille</strong>n selbst,<br />

der zu einer <strong>Vorstellung</strong>, die er in einer Hinsicht verabscheuet,<br />

in anderer Hinsicht eine Neigung hat. Sie<br />

ist ihm nämlich an sich interessant, eben weil sie ihn<br />

bewegt; aber zugleich sagt ihm die abstrakte Erkenntniß,<br />

daß sie ihn zwecklos in quaalvolle, oder unwürdige<br />

Erschütterung versetzen wird: dieser letztern Erkenntniß<br />

gemäß entscheidet er sich jetzt <strong>und</strong> zwingt<br />

den Intellekt zum Gehorsam. Man nennt dies »Herr<br />

über sich seyn«: offenbar ist hier der Herr der <strong>Wille</strong>,<br />

der <strong>Die</strong>ner der Intellekt; da jener in letzter Instanz<br />

stets das Regiment behält, mithin den eigentlichen<br />

Kern, das Wesen an sich des Menschen, ausmacht. In<br />

dieser Hinsicht würde der Titel Hêgemonikon dem<br />

<strong>Wille</strong>n gebühren: jedoch scheint derselbe wiederum<br />

dem Intellekt zuzukommen, sofern dieser der Leiter<br />

<strong>und</strong> Führer ist, wie der Lohnbediente, der vor dem<br />

Fremden hergeht. In Wahrheit aber ist das treffendeste<br />

Gleichniß für das Verhältniß Beider der starke Blinde,<br />

der den sehenden Gelähmten auf den Schultern<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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