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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63649 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 574<br />

<strong>Wille</strong> zum Leben, oder das Ding an sich, – welches<br />

wir sind. Das, was immerfort wird <strong>und</strong> vergeht, indem<br />

es entweder schon gewesen ist, oder noch kommen<br />

soll, gehört der Erscheinung <strong>als</strong> solcher an, vermöge<br />

ihrer Formen, welche das Entstehn <strong>und</strong> Vergehn möglich<br />

machen. Demnach denke man: Quid fuit? – Quod<br />

est. – Quid erit? – Quod fuit; <strong>und</strong> nehme es im strengen<br />

Sinn der Worte, verstehe <strong>als</strong>o nicht simile, sondern<br />

idem. Denn dem <strong>Wille</strong>n ist das Leben, dem<br />

Leben die Gegenwart gewiß. Daher auch kann Jeder<br />

sagen: »Ich bin ein für alle Mal Herr der Gegenwart,<br />

<strong>und</strong> durch alle Ewigkeit wird sie mich begleiten, wie<br />

mein Schatten: demnach w<strong>und</strong>ere ich mich nicht, wo<br />

sie nur hergekommen sei, <strong>und</strong> wie es zugehe, daß sie<br />

gerade jetzt sei.« – Wir können die Zeit einem endlos<br />

drehenden Kreise vergleichen: die stets sinkende Hälfte<br />

wäre die Vergangenheit, die stets steigende die Zukunft;<br />

oben aber der untheilbare Punkt, der die Tangente<br />

berührt, wäre die ausdehnungslose Gegenwart:<br />

wie die Tangente nicht mit fortrollt, so auch nicht die<br />

Gegenwart, der Berührungspunkt des Objekts, dessen<br />

Form die Zeit ist, mit dem Subjekt, das keine Form<br />

hat, weil es nicht zum Erkennbaren gehört, sondern<br />

Bedingung alles Erkennbaren ist. Oder: die Zeit<br />

gleicht einem unaufhaltsamen Strohm, <strong>und</strong> die Gegenwart<br />

einem Felsen, an dem sich jener bricht, aber<br />

nicht ihn mit fortreißt. Der <strong>Wille</strong>, <strong>als</strong> Ding an sich, ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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