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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63576 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 501<br />

nächste Zweck ist allemal von diesem auf das Anschauliche<br />

zu leiten, dessen Darstellung die Phantasie<br />

des Hörers übernehmen muß. Wenn in der bildenden<br />

Kunst vom unmittelbar Gegebenen auf ein Anderes<br />

geleitet wird, so muß dies immer ein Begriff seyn,<br />

weil hier nur das Abstrakte nicht unmittelbar gegeben<br />

werden kann; aber ein Begriff darf nie der Ursprung,<br />

<strong>und</strong> seine Mittheilung nie der Zweck eines Kunstwerkes<br />

seyn. Hingegen in der Poesie ist der Begriff das<br />

Material, das unmittelbar Gegebene, welches man<br />

daher sehr wohl verlassen darf, um ein gänzlich verschiedenes<br />

Anschauliches hervorzurufen, in welchem<br />

das Ziel erreicht wird. Im Zusammenhang einer Dichtung<br />

kann mancher Begriff, oder abstrakte Gedanke,<br />

unentbehrlich seyn, der gleichwohl an sich <strong>und</strong> unmittelbar<br />

gar keiner Anschaulichkeit fähig ist: dieser<br />

wird dann oft durch irgend ein unter ihn zu subsumirendes<br />

Beispiel zur Anschaulichkeit gebracht. Solches<br />

geschieht schon in jedem tropischen Ausdruck, <strong>und</strong><br />

geschieht in jeder Metapher, Gleichniß, Parabel <strong>und</strong><br />

Allegorie, welche alle nur durch die Länge <strong>und</strong> Ausführlichkeit<br />

ihrer Darstellung sich unterscheiden. In<br />

den redenden Künsten sind dieserwegen Gleichnisse<br />

<strong>und</strong> Allegorien von trefflicher Wirkung. Wie schön<br />

sagt Cervantes vom Schlaf, um auszudrücken, daß er<br />

uns allen geistigen <strong>und</strong> körperlichen Leiden entziehe,<br />

»er sei ein Mantel, der den ganzen Menschen be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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