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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63615 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 540<br />

leuchteten <strong>Wille</strong>ns, dessen Abdruck in der Wirklichkeit<br />

die Reihe seiner Thaten ist; aber sie sagt mehr,<br />

sie erzählt seine geheimste Geschichte, malt jede Regung,<br />

jedes Streben, jede Bewegung des <strong>Wille</strong>ns,<br />

alles Das, was die Vernunft unter den weiten <strong>und</strong> negativen<br />

Begriff Gefühl zusammenfaßt <strong>und</strong> nicht weiter<br />

in ihre Abstraktionen aufnehmen kann. Daher auch<br />

hat es immer geheißen, die Musik sei die Sprache des<br />

Gefühls <strong>und</strong> der Leidenschaft, so wie Worte die Sprache<br />

der Vernunft: schon Plato erklärt sie <strong>als</strong> hê tôn<br />

melôn kinêsis memimêmenê, en tios pathênasin<br />

hotan psychê ginêtai (melodiarum motus, animi affectus<br />

imitans), De leg. VIII, <strong>und</strong> auch Aristoteles<br />

sagt: dia ti hoi rythmoi kai ta melê, phônê ousa,<br />

êthesin eoike; (cur numeri musici et modi, qui voces<br />

sunt, moribus similes sese exhibent?), Probl. c. 19.<br />

Wie nun das Wesen des Menschen darin besteht,<br />

daß sein <strong>Wille</strong> strebt, befriedigt wird <strong>und</strong> von Neuem<br />

strebt, <strong>und</strong> so immerfort, ja, sein Glück <strong>und</strong> Wohlseyn<br />

nur <strong>Die</strong>ses ist, daß jener Uebergang vom<br />

Wunsch zur Befriedigung <strong>und</strong> von dieser zum neuen<br />

Wunsch rasch vorwärts geht, da das Ausbleiben der<br />

Befriedigung Leiden, das des neuen Wunsches leeres<br />

Sehnen, languor, Langeweile ist; so ist, Dem entsprechend,<br />

das Wesen der Melodie ein stetes Abweichen,<br />

Abirren vom Gr<strong>und</strong>ton, auf tausend Wegen, nicht nur<br />

zu den harmonischen Stufen, zur Terz <strong>und</strong> Dominan-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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