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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63585 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 510<br />

nach aufgefaßt. Unumgänglich ist die eigene Erfahrung<br />

Bedingung zum Verständniß der Dichtkunst, wie<br />

der Geschichte: denn sie ist gleichsam das Wörterbuch<br />

der Sprache, welche Beide reden. Geschichte<br />

aber verhält sich zur Poesie eigentlich wie Porträtmalerei<br />

zur Historienmalerei: jene giebt das im Einzelnen,<br />

diese das im Allgemeinen Wahre: jene hat die<br />

Wahrheit der Erscheinung, <strong>und</strong> kann sie aus derselben<br />

beurk<strong>und</strong>en, diese hat die Wahrheit der Idee, die in<br />

keiner einzelnen Erscheinung zu finden, dennoch aus<br />

allen spricht. Der Dichter stellt mit Wahl <strong>und</strong> Absicht<br />

bedeutende Charaktere in bedeutenden Situationen<br />

dar: der Historiker nimmt Beide wie sie kommen. Ja,<br />

er hat die Begebenheiten <strong>und</strong> die Personen nicht nach<br />

ihrer innern, ächten, die Idee ausdrückenden Bedeutsamkeit<br />

anzusehn <strong>und</strong> auszuwählen; sondern nach der<br />

äußern, scheinbaren, relativen, in Beziehung auf die<br />

Verknüpfung, auf die Folgen, wichtigen Bedeutsamkeit.<br />

Er darf nichts an <strong>und</strong> für sich, seinem wesentlichen<br />

Charakter <strong>und</strong> Ausdrucke nach, sondern muß<br />

alles nach der Relation, in der Verkettung, im Einfluß<br />

auf das Folgende, ja besonders auf sein eigenes Zeitalter<br />

betrachten. Darum wird er eine wenig bedeutende,<br />

ja an sich gemeine Handlung eines Königs nicht<br />

übergehn: denn sie hat Folgen <strong>und</strong> Einfluß. Hingegen<br />

sind an sich höchst bedeutungsvolle Handlungen der<br />

Einzelnen, sehr ausgezeichnete Individuen, wenn sie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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