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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64929 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1854<br />

rade nur fähig diesem zu genügen. Sie greifen daher<br />

ein in den fortschreitenden Bildungsgang ihrer Zeitgenossen,<br />

oder in die schrittweise Förderung einer speciellen<br />

Wissenschaft: dafür wird ihnen Lohn <strong>und</strong> Beifall.<br />

Der nächsten Generation jedoch sind ihre Werke<br />

nicht mehr genießbar: sie müssen durch andere ersetzt<br />

werden, die dann auch nicht ausbleiben. Das Genie<br />

hingegen trifft in seine Zeit, wie ein Komet in die Planetenbahnen,<br />

deren wohlgeregelter <strong>und</strong> übersehbarer<br />

Ordnung sein völlig excentrischer Lauf fremd ist.<br />

Demnach kann es nicht eingreifen in den vorgef<strong>und</strong>enen,<br />

regelmäßigen Bildungsgang der Zeit, sondern<br />

wirft seine Werke weit hinaus in die vorliegende<br />

Bahn (wie der sich dem Tode weihende Imperator seinen<br />

Speer unter die Feinde), auf welcher die Zeit solche<br />

erst einzuholen hat. Sein Verhältniß zu den während<br />

dessen kulminirenden Talentmännern könnte es<br />

in den Worten des Evangelisten ausdrücken: O kairos<br />

ho emos oupô parestin; ho de kairos ho hymeteros<br />

pantote estin hetoimos (Joh. 7, 6). – Das Talent vermag<br />

zu leisten was die Leistungsfähigkeit, jedoch<br />

nicht die Apprehensionsfähigkeit der Uebrigen überschreitet:<br />

daher findet es sogleich seine Schätzer. Hingegen<br />

geht die Leistung des Genies nicht nur über die<br />

Leistungs-, sondern auch über die Apprehensionsfähigkeit<br />

der Andern hinaus: daher werden <strong>Die</strong>se seiner<br />

nicht unmittelbar inne. Das Talent gleicht dem Schüt-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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