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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65099 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2024<br />

derst lerne man beim Anblick jedes jungen Thieres<br />

das nie alternde Daseyn der Gattung erkennen, welche,<br />

<strong>als</strong> einen Abglanz ihrer ewigen Jugend, jedem<br />

neuen Individuo eine zeitliche schenkt, <strong>und</strong> es auftreten<br />

läßt, so neu, so frisch, <strong>als</strong> wäre die <strong>Welt</strong> von<br />

heute. Man frage sich ehrlich, ob die Schwalbe des<br />

heurigen Frühlings eine ganz <strong>und</strong> gar andere, <strong>als</strong> die<br />

des ersten sei, <strong>und</strong> ob wirklich zwischen beiden das<br />

W<strong>und</strong>er der Schöpfung aus Nichts sich Millionen<br />

Mal erneuert habe, um eben so oft absoluter Vernichtung<br />

in die Hände zu arbeiten.- Ich weiß wohl, daß,<br />

wenn ich Einen ernsthaft versicherte, die Katze, welche<br />

eben jetzt auf dem Hofe spielt, sei noch die selbe,<br />

welche dort vor dreih<strong>und</strong>ert Jahren die nämlichen<br />

Sprünge <strong>und</strong> Schliche gemacht hat, er mich für toll<br />

halten würde; aber ich weiß auch, daß es sehr viel toller<br />

ist, zu glauben, die heutige Katze sei durch <strong>und</strong><br />

durch <strong>und</strong> von Gr<strong>und</strong> aus eine ganz andere, <strong>als</strong> jene<br />

vor dreih<strong>und</strong>ert Jahren. – Man braucht sich nur treu<br />

<strong>und</strong> ernst in den Anblick eines dieser obern Wirbelthiere<br />

zu vertiefen, um deutlich inne zu werden, daß<br />

dieses unergründliche Wesen, wie es daist, im Ganzen<br />

genommen, unmöglich zu Nichts werden kann: <strong>und</strong><br />

doch kennt man andererseits seine Vergänglichkeit.<br />

<strong>Die</strong>s beruht darauf, daß in diesem Thiere die Ewigkeit<br />

seiner Idee (Gattung) in der Endlichkeit des Individui<br />

ausgeprägt ist. Denn in gewissem Sinne ist es aller-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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