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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63187 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 112<br />

Schnelligkeit <strong>und</strong> feinster Nüancirung mittheilt. Was<br />

bedeuten aber diese Zeichen? Wie geschieht ihre Auslegung?<br />

Uebersetzen wir etwan, während der Andere<br />

spricht, sogleich seine Rede in Bilder der Phantasie,<br />

die blitzschnell an uns vorüberfliegen <strong>und</strong> sich bewegen,<br />

verketten, umgestalten <strong>und</strong> ausmalen, gemäß den<br />

hinzuströhmenden Worten <strong>und</strong> deren grammatischen<br />

Flexionen? Welch ein Tumult wäre dann in unserm<br />

Kopfe, während des Anhörens einer Rede, oder des<br />

Lesens eines Buches! So geschieht es keineswegs.<br />

Der Sinn der Rede wird unmittelbar vernommen,<br />

genau <strong>und</strong> bestimmt aufgefaßt, ohne daß in der Regel<br />

sich Phantasmen einmengten. Es ist die Vernunft die<br />

zur Vernunft spricht, sich in ihrem Gebiete hält, <strong>und</strong><br />

was sie mittheilt <strong>und</strong> empfängt, sind abstrakte Begriffe,<br />

nichtanschauliche <strong>Vorstellung</strong>en, welche ein für<br />

alle Mal gebildet <strong>und</strong> verhältnißmäßig in geringer<br />

Anzahl, doch alle unzähligen Objekte der wirklichen<br />

<strong>Welt</strong> befassen, enthalten <strong>und</strong> vertreten. Hieraus allein<br />

ist es erklärlich, daß nie ein Thier sprechen <strong>und</strong> vernehmen<br />

kann, obgleich es die Werkzeuge der Sprache<br />

<strong>und</strong> auch die anschaulichen <strong>Vorstellung</strong>en mit uns gemein<br />

hat; aber eben weil die Worte jene ganz eigenthümliche<br />

Klasse von <strong>Vorstellung</strong>en bezeichnen, deren<br />

subjektives Korrelat die Vernunft ist, sind sie für das<br />

Thier ohne Sinn <strong>und</strong> Bedeutung. So ist die Sprache,<br />

wie jede andere Erscheinung, die wir der Vernunft zu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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