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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63781 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 706<br />

welche man nicht verletzen darf. Der Begriff des Unrechts<br />

<strong>und</strong> seiner Negation des Rechts, der ursprünglich<br />

moralisch ist, wird juridisch, durch die Verlegung<br />

des Ausgangspunktes von der aktiven auf die<br />

passive Seite, <strong>als</strong>o durch Umwendung. <strong>Die</strong>ses, nebst<br />

der Rechtslehre Kants, der aus seinem kategorischen<br />

Imperativ die Errichtung des Staats <strong>als</strong> eine moralische<br />

Pflicht sehr fälschlich ableitet, hat dann auch in<br />

der neuesten Zeit, hin <strong>und</strong> wieder, den sehr sonderbaren<br />

Irrthum veranlaßt, der Staat sei eine Anstalt zur<br />

Beförderung der Moralität, gehe aus dem Streben<br />

nach dieser hervor <strong>und</strong> sei demnach gegen den Egoismus<br />

gerichtet. Als ob die innere Gesinnung, welcher<br />

allein Moralität oder Immoralität zukommt, der ewig<br />

freie <strong>Wille</strong>, sich von außen modificiren <strong>und</strong> durch<br />

Einwirkung ändern ließe! Noch verkehrter ist das<br />

Theorem, der Staat sei die Bedingung der Freiheit im<br />

moralischen Sinne <strong>und</strong> dadurch der Moralität: da<br />

doch die Freiheit jenseit der Erscheinung, geschweige<br />

jenseit menschlicher Einrichtungen liegt. Der Staat<br />

ist, wie gesagt, so wenig gegen den Egoismus überhaupt<br />

<strong>und</strong> <strong>als</strong> solchen gerichtet, daß er umgekehrt gerade<br />

aus dem sich wohlverstehenden, methodisch verfahrenden,<br />

vom einseitigen auf den allgemeinen<br />

Standpunkt tretenden <strong>und</strong> so durch Aufsummirung gemeinschaftlichen<br />

Egoismus Aller entsprungen <strong>und</strong><br />

diesem zu dienen allein daist, errichtet unter der rich-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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