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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64597 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1522<br />

gung des Nachdenkens <strong>und</strong> Grübelns über jene <strong>und</strong><br />

demnächst über die muthmaaßlichen Folgen jedes<br />

Schrittes so wenig gewachsen ist, daß sie lieber nach<br />

dem ersten Eindrucke, oder nach irgend einer einfachen<br />

Verhaltungsregel, sich sofort entschließen. Das<br />

Umgekehrte hievon findet Statt bei Leuten von bedeutendem<br />

Verstande: sobald daher bei diesen eine zarte<br />

Vorsorge für das eigene Wohl, d.h. ein sehr empfindlicher<br />

Egoismus, der durchaus nicht zu kurz kommen<br />

<strong>und</strong> stets geborgen seyn will, hinzukommt; so führt<br />

dies eine gewisse Aengstlichkeit bei jedem Schritt<br />

<strong>und</strong> dadurch die Unentschlossenheit herbei. <strong>Die</strong>se Eigenschaft<br />

deutet <strong>als</strong>o durchaus nicht auf Mangel an<br />

Verstand, wohl aber an Muth. Sehr eminente Köpfe<br />

jedoch übersehn die Verhältnisse <strong>und</strong> deren wahrscheinliche<br />

Entwickelungen mit solcher Schnelligkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit, daß sie, wenn nur noch von einigem<br />

Muth unterstützt, dadurch diejenige rasche Entschlossenheit<br />

<strong>und</strong> Festigkeit erlangen, welche sie befähigt,<br />

eine bedeutende Rolle in den <strong>Welt</strong>händeln zu spielen,<br />

falls Zeit <strong>und</strong> Umstände hiezu Gelegenheit bieten.<br />

<strong>Die</strong> einzige entschiedene, unmittelbare Hemmung<br />

<strong>und</strong> Störung, die der <strong>Wille</strong> vom Intellekt <strong>als</strong> solchem<br />

erleiden kann, möchte wohl die ganz exceptionelle<br />

seyn, welche die Folge einer abnorm überwiegenden<br />

Entwickelung des Intellekts, <strong>als</strong>o derjenigen hohen<br />

Begabung ist, die man <strong>als</strong> Genie bezeichnet. Eine sol-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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