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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64320 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1245<br />

mögen. <strong>Die</strong> eigentliche Weisheit ist etwas Intuitives,<br />

nicht etwas Abstraktes. Sie besteht nicht in Sätzen<br />

<strong>und</strong> Gedanken, die Einer <strong>als</strong> Resultate fremder oder<br />

eigener Forschung im Kopfe fertig herumtrüge: sondern<br />

sie ist die ganze Art, wie sich die <strong>Welt</strong> in seinem<br />

Kopfe darstellt. <strong>Die</strong>se ist so höchst verschieden, daß<br />

dadurch der Weise in einer andern <strong>Welt</strong> lebt, <strong>als</strong> der<br />

Thor, <strong>und</strong> das Genie eine andere <strong>Welt</strong> sieht, <strong>als</strong> der<br />

Stumpfkopf. Daß die Werke des Genies die aller Andern<br />

himmelweit übertreffen, kommt bloß daher, daß<br />

die <strong>Welt</strong>, die es sieht <strong>und</strong> der es seine Aussagen entnimmt,<br />

so viel klarer, gleichsam tiefer herausgearbeitet<br />

ist, <strong>als</strong> die in den Köpfen der Andern, welche freilich<br />

die selben Gegenstände enthält, aber zu jener sich<br />

verhält, wie ein Chinesisches Bild, ohne Schatten <strong>und</strong><br />

Perspektive, zum vollendeten Oelgemälde. Der Stoff<br />

ist in allen Köpfen der selbe; aber in der Vollkommenheit<br />

der Form, die er in jedem annimmt, liegt der<br />

Unterschied, auf welchem die so vielfache Abstufung<br />

der Intelligenzen zuletzt beruht: dieser ist <strong>als</strong>o schon<br />

in der Wurzel, in der anschauenden Auffassung, vorhanden<br />

<strong>und</strong> entsteht nicht erst im Abstrakten. Daher<br />

eben zeigt die ursprüngliche geistige Ueberlegenheit<br />

sich so leicht bei jedem Anlaß, <strong>und</strong> wird augenblicklich<br />

den Andern fühlbar <strong>und</strong> verhaßt.<br />

Im Praktischen vermag die intuitive Erkenntniß des<br />

Verstandes unser Thun <strong>und</strong> Benehmen unmittelbar zu<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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