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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65061 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1986<br />

Kapitel 41. 53<br />

Ueber den Tod <strong>und</strong> sein Verhältniß zur<br />

Unzerstörbarkeit unsers Wesens an sich<br />

Der Tod ist der eigentliche inspirirende Genius, oder<br />

der Musaget der Philosophie, weshalb Sokrates diese<br />

auch thanatou meletê definirt hat. Schwerlich sogar<br />

würde, auch ohne den Tod, philosophirt werden.<br />

Daher wird es ganz in der Ordnung seyn, daß eine<br />

specielle Betrachtung desselben hier an der Spitze des<br />

letzten, ernstesten <strong>und</strong> wichtigsten unserer Bücher<br />

ihre Stelle erhalte.<br />

Das Thier lebt ohne eigentliche Kenntniß des<br />

Todes: daher genießt das thierische Individuum unmittelbar<br />

die ganze Unvergänglichkeit der Gattung,<br />

indem es sich seiner nur <strong>als</strong> endlos bewußt ist. Beim<br />

Menschen fand sich, mit der Vernunft, nothwendig<br />

die erschreckende Gewißheit des Todes ein. Wie aber<br />

durchgängig in der Natur jedem Uebel ein Heilmittel,<br />

oder wenigstens ein Ersatz beigegeben ist; so verhilft<br />

die selbe Reflexion, welche die Erkenntniß des Todes<br />

herbeiführte, auch zu metaphysischen Ansichten, die<br />

darüber trösten, <strong>und</strong> deren das Thier weder bedürftig<br />

noch fähig ist. Hauptsächlich auf diesen Zweck sind<br />

alle Religionen <strong>und</strong> philosophischen Systeme gerichtet,<br />

sind <strong>als</strong>o zunächst das von der reflektirenden Ver-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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