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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64536 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1461<br />

alle Lehren einer Philosophie bloß eine aus der andern<br />

<strong>und</strong> zuletzt wohl gar aus einem ersten Satze abgeleitet<br />

sind; so muß sie arm <strong>und</strong> mager, mithin auch<br />

langweilig ausfallen; da aus keinem Satze mehr folgen<br />

kann, <strong>als</strong> was er eigentlich schon selbst besagt:<br />

zudem hängt dann Alles von der Richtigkeit eines<br />

Satzes ab, <strong>und</strong> durch einen einzigen Fehler in der Ableitung<br />

wäre die Wahrheit des Ganzen gefährdet. –<br />

Noch weniger Gewährleistung geben die Systeme,<br />

welche von einer intellektualen Anschauung, d.i. einer<br />

Art Ekstase oder Hellsehn, ausgehn: jede so gewonnene<br />

Erkenntniß muß <strong>als</strong> subjektiv, individuell <strong>und</strong><br />

folglich problematisch, abgewiesen werden. Selbst<br />

wenn sie wirklich vorhanden wäre, würde sie nicht<br />

mittheilbar seyn: denn nur die normale Gehirnerkenntniß<br />

ist mittheilbar: wenn sie eine abstrakte ist, durch<br />

Begriffe <strong>und</strong> Worte; wenn eine bloß anschauliche,<br />

durch Kunstwerke.<br />

Wenn man, wie so oft geschieht, der Metaphysik<br />

vorwirft, im Laufe so vieler Jahrh<strong>und</strong>erte, so geringe<br />

Fortschritte gemacht zu haben; so sollte man auch berücksichtigen,<br />

daß keine andere Wissenschaft, gleich<br />

ihr, unter fortwährendem Drucke erwachsen, keine<br />

von außen so gehemmt <strong>und</strong> gehindert worden ist, wie<br />

sie allezeit durch die Religion jedes Landes, <strong>als</strong> welche,<br />

überall im Besitz des Monopols metaphysischer<br />

Erkenntnisse, sie neben sich ansieht wie ein wildes<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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