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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65231 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2156<br />

Wir haben im Obigen gesehn, daß die Intensität der<br />

Verliebtheit mit ihrer Individualisirung wächst, indem<br />

wir nachwiesen, wie die körperliche Beschaffenheit<br />

zweier Individuen eine solche seyn kann, daß, zum<br />

Behuf möglichster Herstellung des Typus der Gattung,<br />

das eine die ganz specielle <strong>und</strong> vollkommene<br />

Ergänzung des andern ist, welches daher seiner ausschließlich<br />

begehrt. In diesem Fall tritt schon eine bedeutende<br />

Leidenschaft ein, welche eben dadurch, daß<br />

sie auf einen einzigen Gegenstand <strong>und</strong> nur auf diesen<br />

gerichtet ist, <strong>als</strong>o gleichsam im speciellen Auftrag der<br />

Gattung auftritt, sogleich einen edleren <strong>und</strong> erhabeneren<br />

Anstrich gewinnt. Aus dem entgegengesetzten<br />

Gr<strong>und</strong>e ist der bloße Geschlechtstrieb, weil er, ohne<br />

Individualisirung, auf Alle gerichtet ist <strong>und</strong> die Gattung<br />

bloß der Quantität nach, mit wenig Rücksicht<br />

auf die Qualität, zu erhalten strebt, gemein. Nun aber<br />

kann die Individualisirung, <strong>und</strong> mit ihr die Intensität<br />

der Verliebtheit, einen so hohen Grad erreichen, daß,<br />

ohne ihre Befriedigung, alle Güter der <strong>Welt</strong>, ja, das<br />

Leben selbst seinen Werth verliert. Sie ist <strong>als</strong>dann ein<br />

Wunsch, welcher zu einer Heftigkeit anwächst, wie<br />

durchaus kein anderer, daher zu jedem Opfer bereit<br />

macht <strong>und</strong>, im Fall die Erfüllung unabänderlich versagt<br />

bleibt, zum Wahnsinn, oder zum Selbstmord führen<br />

kann. <strong>Die</strong> einer solchen überschwänglichen Leidenschaft<br />

zum Gr<strong>und</strong>e liegenden unbewußten Rück-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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