18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64909 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1834<br />

dung aber treffend bezeichnet werden kann durch das<br />

Motto des Jordanus Brunus: In tristitia hilaris, in hilaritate<br />

tristis.<br />

Der <strong>Wille</strong>, welcher die Wurzel des Intellekts ist,<br />

widersetzt sich jeder auf irgend etwas Anderes <strong>als</strong><br />

seine Zwecke gerichteten Thätigkeit desselben. Daher<br />

ist der Intellekt einer rein objektiven <strong>und</strong> tiefen Auffassung<br />

der Außenwelt nur dann fähig, wann er sich<br />

von dieser seiner Wurzel wenigstens einstweilen abgelöst<br />

hat. So lange er derselben noch verb<strong>und</strong>en<br />

bleibt, ist er aus eigenen Mitteln gar keiner Thätigkeit<br />

fähig, sondern schläft in Dumpfheit, so oft der <strong>Wille</strong><br />

(das Interesse) ihn nicht weckt <strong>und</strong> in Bewegung<br />

setzt. Geschieht dies jedoch, so ist er zwar sehr tauglich,<br />

dem Interesse des <strong>Wille</strong>ns gemäß, die Relationen<br />

der Dinge zu erkennen, wie dies der kluge Kopf thut,<br />

der immer auch ein aufgeweckter, d.h. vom Wollen<br />

lebhaft erregter Kopf seyn muß; aber er ist eben deshalb<br />

nicht fähig, das rein objektive Wesen der Dinge<br />

zu erfassen. Denn das Wollen <strong>und</strong> die Zwecke machen<br />

ihn so einseitig, daß er an den Dingen nur das<br />

sieht, was sich darauf bezieht, das Uebrige aber theils<br />

verschwindet, theils verfälscht ins Bewußtseyn tritt.<br />

So wird z.B. ein in Angst <strong>und</strong> Eile Reisender den<br />

Rhein mit seinen Ufern nur <strong>als</strong> einen Queerstrich, die<br />

Brücke darüber nur <strong>als</strong> einen diesen schneidenden<br />

Strich sehn. Im Kopfe des von seinen Zwecken erfüll-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!