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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64366 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1291<br />

daraus, daß dieses mit seinen abstrakten Begriffen<br />

nicht herabkann zur endlosen Mannigfaltigkeit <strong>und</strong><br />

Nüancirung des Anschaulichen. <strong>Die</strong>ser Sieg der anschauenden<br />

Erkenntniß über das Denken erfreut uns.<br />

Denn das Anschauen ist die ursprüngliche, von der<br />

thierischen Natur unzertrennliche Erkenntnißweise, in<br />

der sich Alles, was dem <strong>Wille</strong>n unmittelbares Genügen<br />

giebt, darstellt: es ist das Medium der Gegenwart,<br />

des Genusses <strong>und</strong> der Fröhlichkeit: auch ist dasselbe<br />

mit keiner Anstrengung verknüpft. Vom Denken gilt<br />

das Gegentheil: es ist die zweite Potenz des Erkennens,<br />

deren Ausübung stets einige, oft bedeutende<br />

Anstrengung erfordert, <strong>und</strong> deren Begriffe es sind,<br />

welche sich so oft der Befriedigung unserer unmittelbaren<br />

Wünsche entgegenstellen, indem sie, <strong>als</strong> das<br />

Medium der Vergangenheit, der Zukunft <strong>und</strong> des Ernstes,<br />

das Vehikel unserer Befürchtungen, unserer<br />

Reue <strong>und</strong> aller unserer Sorgen abgeben. <strong>Die</strong>se strenge,<br />

unermüdliche, überlästige Hofmeisterin Vernunft<br />

jetzt ein Mal der Unzulänglichkeit überführt zu sehn,<br />

muß uns daher ergötzlich seyn. Deshalb <strong>als</strong>o ist die<br />

Miene des Lachens der der Freude sehr nahe verwandt.<br />

Wegen des Mangels an Vernunft, <strong>als</strong>o an Allgemeinbegriffen,<br />

ist das Thier, wie der Sprache, so auch<br />

des Lachens unfähig. <strong>Die</strong>ses ist daher ein Vorrecht<br />

<strong>und</strong> charakteristisches Merkmal des Menschen. Je-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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