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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64894 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1819<br />

des Chirurgus, der Reisewagen der Geliebten u.s.w.,<br />

ja, Zahlen, Buchstaben, Siegel, können uns furchtbar<br />

angrinzen <strong>und</strong> wie schreckliche Ungeheuer auf uns<br />

wirken. Hingegen sehn die Werkzeuge zur Erfüllung<br />

unserer Wünsche sogleich angenehm <strong>und</strong> lieblich aus,<br />

z.B. die bucklichte Alte mit dem Liebesbrief; der Jude<br />

mit den Louisd'ors, die Strickleiter zum entrinnen<br />

u.s.w. Wie nun hier, bei entschiedenem Abscheu oder<br />

Liebe, die Verfälschung der <strong>Vorstellung</strong> durch den<br />

<strong>Wille</strong>n unverkennbar ist; so ist sie in minderem Grade<br />

vorhanden bei jedem Gegenstande, der nur irgend eine<br />

entfernte Beziehung auf unsern <strong>Wille</strong>n, d.h. auf unsere<br />

Neigung oder Abneigung, hat. Nur wann der <strong>Wille</strong>,<br />

mit seinen Interessen, das Bewußtseyn geräumt hat<br />

<strong>und</strong> der Intellekt frei seinen eigenen Gesetzen folgt,<br />

<strong>und</strong> <strong>als</strong> reines Subjekt die objektive <strong>Welt</strong> abspiegelt,<br />

dabei aber doch, obwohl von keinem Wollen angespornt,<br />

aus eigenem Triebe in höchster Spannung <strong>und</strong><br />

Thätigkeit ist, treten Farbe <strong>und</strong> Gestalt der Dinge in<br />

ihrer wahren <strong>und</strong> vollen Bedeutung hervor: aus einer<br />

solchen Auffassung allein <strong>als</strong>o können ächte Kunstwerke<br />

hervorgehn, deren bleibender Werth <strong>und</strong> stets<br />

erneuerter Beifall eben daraus entspringt, daß sie allein<br />

das rein Objektive darstellen, <strong>als</strong> welches den<br />

verschiedenen subjektiven <strong>und</strong> daher entstellten Anschauungen,<br />

<strong>als</strong> das ihnen allen Gemeinsame <strong>und</strong> allein<br />

fest Stehende, zum Gr<strong>und</strong>e liegt <strong>und</strong> durchschim-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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