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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64419 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1344<br />

Nachkommen aber werden, da ja die Schrift das Abbild<br />

der Rede ist, vermeinen, daß man auszusprechen<br />

hat, wie man schreibt: wonach dann von der Deutschen<br />

Sprache nur ein gekniffenes, spitzmäuliges,<br />

dumpfes Konsonantengeräusch übrig bleiben <strong>und</strong> alle<br />

Prosodie verloren gehn wird. Sehr beliebt ist auch,<br />

wegen Ersparniß eines Buchstabens, die Schreibart<br />

»Literatur« statt der richtigen »Litteratur«. Zu ihrer<br />

Vertheidigung wird das Particip des Verbums linere<br />

für den Ursprung des Wortes ausgegeben. Linere<br />

heißt aber schmieren: daher möchte für den größten<br />

Theil der Deutschen Buchmacherei die beliebte<br />

Schreibart wirklich die richtige seyn, so daß man eine<br />

sehr kleine Litteratur <strong>und</strong> eine sehr ausgedehnte Literatur<br />

unterscheiden könnte. – Um kurz zu schreiben,<br />

veredele man seinen Stil <strong>und</strong> vermeide alles unnütze<br />

Gewäsche <strong>und</strong> Gekaue: da braucht man nicht, des<br />

theuren Papiers halber, Silben <strong>und</strong> Buchstaben zu eskrokiren.<br />

Aber so viele unnütze Seiten, unnütze<br />

Bogen, unnütze Bücher zu schreiben, <strong>und</strong> dann diese<br />

Zeit- <strong>und</strong> Papiervergeudung an den unschuldigen Silben<br />

<strong>und</strong> Buchstaben wieder einbringen zu wollen, –<br />

das ist wahrlich der Superlativ Dessen, was man auf<br />

Englisch pennywise and po<strong>und</strong>foolish nennt. – Zu<br />

beklagen ist es, daß keine Deutsche Akademie daist,<br />

dem litterarischen Sanskülottismus gegenüber die<br />

Sprache in ihren Schutz zu nehmen, zumal in einer<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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