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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63644 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 569<br />

virte <strong>Wille</strong> zum Leben ist; so mag der Mensch, wenn<br />

er diesen Gesichtspunkt gefaßt hat <strong>und</strong> dabei stehn<br />

bleibt, allerdings <strong>und</strong> mit Recht sich über seinen <strong>und</strong><br />

seiner Fre<strong>und</strong>e Tod trösten, durch den Rückblick auf<br />

das unsterbliche Leben der Natur, die er selbst ist. So<br />

folglich ist Schiwa mit dem Lingam, so jene antiken<br />

Sarkophage zu verstehn, die mit ihren Bildern des<br />

glühendesten Lebens dem klagenden Betrachter zurufen:<br />

Natura non contristatur.<br />

Daß Zeugung <strong>und</strong> Tod <strong>als</strong> etwas zum Leben Gehöriges<br />

<strong>und</strong> dieser Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns Wesentliches<br />

zu betrachten sind, geht auch daraus hervor, daß<br />

Beide sich uns <strong>als</strong> die nur höher potenzirten Ausdrükke<br />

Dessen, woraus auch das ganze übrige Leben besteht,<br />

darstellen. <strong>Die</strong>ses nämlich ist durch <strong>und</strong> durch<br />

nichts Anderes, <strong>als</strong> ein steter Wechsel der Materie,<br />

unter dem festen Beharren der Form: <strong>und</strong> eben das ist<br />

die Vergänglichkeit der Individuen, bei der Unvergänglichkeit<br />

der Gattung. <strong>Die</strong> beständige Ernährung<br />

<strong>und</strong> Reproduktion ist nur dem Grade nach von der<br />

Zeugung, <strong>und</strong> die beständige Exkretion nur dem<br />

Grade nach vom Tod verschieden. Ersteres zeigt sich<br />

am einfachsten <strong>und</strong> deutlichsten bei der Pflanze.<br />

<strong>Die</strong>se ist durch <strong>und</strong> durch nur die stete Wiederholung<br />

des selben Triebes, ihrer einfachsten Faser, die sich<br />

zu Blatt <strong>und</strong> Zweig gruppirt; ist ein systematisches<br />

Aggregat gleichartiger, einander tragender Pflanzen,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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