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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63848 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 773<br />

ist, nur einzelne Dinge <strong>und</strong> ihr Verhältniß zu seiner<br />

Person erkennt, <strong>und</strong> jene dann zu immer erneuerten<br />

Motiven seines Wollens werden; so wird hingegen<br />

jene beschriebene Erkenntniß des Ganzen, des Wesens<br />

der Dinge an sich, zum Quietiv alles <strong>und</strong> jedes<br />

Wollens. Der <strong>Wille</strong> wendet sich nunmehr vom Leben<br />

ab: ihm schaudert jetzt vor dessen Genüssen, in denen<br />

er die Bejahung desselben erkennt. Der Mensch gelangt<br />

zum Zustande der freiwilligen Entsagung, der<br />

Resignation, der wahren Gelassenheit <strong>und</strong> gänzlichen<br />

<strong>Wille</strong>nslosigkeit. – Wenn uns Andern, welche noch<br />

der Schleier der Maja umfängt, auch zu Zeiten, im<br />

schwer empf<strong>und</strong>enen eigenen Leiden, oder im lebhaft<br />

erkannten fremden, die Erkenntniß der Nichtigkeit<br />

<strong>und</strong> Bitterkeit des Lebens nahe tritt, <strong>und</strong> wir durch<br />

völlige <strong>und</strong> auf immer entschiedene Entsagung den<br />

Begierden ihren Stachel abbrechen, allem Leiden den<br />

Zugang verschließen, uns reinigen <strong>und</strong> heiligen möchten;<br />

so umstrickt uns doch bald wieder die Täuschung<br />

der Erscheinung, <strong>und</strong> ihre Motive setzen den <strong>Wille</strong>n<br />

aufs Neue in Bewegung: wir können uns nicht losreißen.<br />

<strong>Die</strong> Lockungen der Hoffnung, die Schmeichelei<br />

der Gegenwart, die Süße der Genüsse, das Wohlseyn,<br />

welches unserer Person mitten im Jammer einer leidenden<br />

<strong>Welt</strong>, unter der Herrschaft des Zufalls <strong>und</strong> des<br />

Irrthums, zu Theil wird, zieht uns zu ihr zurück <strong>und</strong><br />

befestigt aufs Neue die Banden. Darum sagt Jesus:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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