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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65391 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2316<br />

Beten <strong>und</strong> Arbeiten abgezehrt, vor ihm, dem <strong>Welt</strong>kinde<br />

<strong>und</strong> Sünder, niederknien, um seinen Segen zu<br />

erbitten. In Frankreich hat von allen Mönchsorden<br />

dieser allein sich, nach allen Umwälzungen, vollkommen<br />

erhalten; welches dem tiefen Ernst, der bei ihm<br />

unverkennbar ist <strong>und</strong> alle Nebenabsichten ausschließt,<br />

zuzuschreiben ist. Sogar vom Verfall der Religion<br />

ist er unberührt geblieben; weil seine Wurzel<br />

eine tiefer in der menschlichen Natur liegende ist, <strong>als</strong><br />

irgend eine positive Glaubenslehre.<br />

Daß die hier in Betrachtung genommene, von den<br />

Philosophen bisher gänzlich vernachlässigte, große<br />

<strong>und</strong> schnelle Umwälzung des Innersten Wesens im<br />

Menschen am häufigsten da eintritt, wo er, bei vollem<br />

Bewußtseyn, einem gewaltsamen <strong>und</strong> gewissen Tode<br />

entgegengeht, <strong>als</strong>o bei Hinrichtungen, habe ich im<br />

Texte erwähnt. Um aber diesen Vorgang viel deutlicher<br />

vor Augen zu bringen, halte ich es keineswegs<br />

der Würde der Philosophie unangemessen, die Aeußerungen<br />

einiger Verbrecher vor der Hinrichtung herzusetzen;<br />

wenn ich mir auch den Spott, daß ich auf Galgenpredigten<br />

provocire, dadurch zuziehn sollte. Vielmehr<br />

glaube ich allerdings, daß der Galgen ein Ort<br />

ganz besonderer Offenbarungen <strong>und</strong> eine Warte ist,<br />

von welcher aus dem Menschen, der daselbst seine<br />

Besinnung behält, die Aussichten in die Ewigkeit sich<br />

oft weiter aufthun <strong>und</strong> deutlicher darstellen, <strong>als</strong> den<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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