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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63557 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 482<br />

aus dem alltäglichen Leben von großer innerer Bedeutsamkeit<br />

seyn, wenn in ihr menschliche Individuen<br />

<strong>und</strong> menschliches Thun <strong>und</strong> Wollen, bis auf die verborgensten<br />

Falten, in einem hellen <strong>und</strong> deutlichen<br />

Lichte erscheinen. Auch kann, bei sehr verschiedener<br />

äußerer Bedeutsamkeit, die innere die gleiche <strong>und</strong><br />

selbe seyn, so z.B. es für diese gleich gelten, ob Minister<br />

über der Landkarte um Länder <strong>und</strong> Völker streiten,<br />

oder Bauern in der Schenke über Spielkarten <strong>und</strong><br />

Würfeln sich gegenseitig ihr Recht darthun wollen;<br />

wie es gleichviel ist, ob man mit goldenen, oder mit<br />

hölzernen Figuren Schach spielt. Außerdem sind die<br />

Scenen <strong>und</strong> Vorgänge, welche das Leben so vieler<br />

Millionen von Menschen ausmachen, ihr Thun <strong>und</strong><br />

Treiben, ihre Noth <strong>und</strong> ihre Freude, schon deshalb<br />

wichtig genug, um Gegenstand der Kunst zu seyn,<br />

<strong>und</strong> müssen, durch ihre reiche Mannigfaltigkeit, Stoff<br />

genug geben zur Entfaltung der vielseitigen Idee der<br />

Menschheit. Sogar erregt die Flüchtigkeit des Augenblicks,<br />

welchen die Kunst in einem solchen Bilde<br />

(heut zu Tage genre-Bild genannt) fixirt hat, eine<br />

leise, eigenthümliche Rührung: denn die flüchtige<br />

<strong>Welt</strong>, welche sich unaufhörlich umgestaltet, in einzelnen<br />

Vorgängen, die doch das Ganze vertreten, festzuhalten<br />

im dauernden Bilde, ist eine Leistung der Malerkunst,<br />

durch welche sie die Zeit selbst zum Stillstande<br />

zu bringen scheint, indem sie das Einzelne zur<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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