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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63765 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 690<br />

lisch einerlei, ob ich mich des Dolches, oder des Giftes<br />

bediene; <strong>und</strong> auf analoge Weise bei jeder körperlichen<br />

Verletzung. <strong>Die</strong> anderweitigen Fälle des Unrechts<br />

sind allemal darauf zurückzuführen, daß ich,<br />

<strong>als</strong> Unrecht ausübend, das fremde Individuum zwinge,<br />

statt seinem, meinem <strong>Wille</strong>n zu dienen, statt nach<br />

seinem, nach meinem <strong>Wille</strong>n zu handeln. Auf dem<br />

Wege der Gewalt erreiche ich dieses durch physische<br />

Kausalität; auf dem Wege der List aber mittelst der<br />

Motivation, d.h. der durch das Erkennen durchgegangenen<br />

Kausalität, folglich dadurch, daß ich seinem<br />

<strong>Wille</strong>n Scheinmotive vorschiebe, vermöge welcher er<br />

seinem <strong>Wille</strong>n zu folgen glaubend, meinem folgt. Da<br />

das Medium, in welchem die Motive liegen, die Erkenntniß<br />

ist; kann ich jenes nur durch Verfälschung<br />

seiner Erkenntniß thun, <strong>und</strong> diese ist die Lüge. Sie bezweckt<br />

allemal Einwirkung auf den fremden <strong>Wille</strong>n,<br />

nicht auf seine Erkenntniß allein, für sich <strong>und</strong> <strong>als</strong> solche,<br />

sondern auf diese nur <strong>als</strong> Mittel, nämlich sofern<br />

sie seinen <strong>Wille</strong>n bestimmt. Denn mein Lügen selbst,<br />

<strong>als</strong> von meinem <strong>Wille</strong>n ausgehend, bedarf eines Motivs:<br />

ein solches aber kann nur der fremde <strong>Wille</strong> seyn,<br />

nicht die fremde Erkenntniß an <strong>und</strong> für sich; da sie <strong>als</strong><br />

solche nie einen Einfluß auf meinen <strong>Wille</strong>n haben,<br />

daher ihn nie bewegen, nie ein Motiv seiner Zwecke<br />

seyn kann: sondern nur das fremde Wollen <strong>und</strong> Thun<br />

kann ein solches seyn, <strong>und</strong> dadurch, folglich nur mit-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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