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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63715 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 640<br />

Lucr., II. 15.<br />

Das Leben der Allermeisten ist auch nur ein steter<br />

Kampf um diese Existenz selbst, mit der Gewißheit<br />

ihn zuletzt zu verlieren. Was sie aber in diesem so<br />

mühsäligen Kampfe ausdauern läßt, ist nicht sowohl<br />

die Liebe zum Leben, <strong>als</strong> die Furcht vor dem Tode,<br />

der jedoch <strong>als</strong> unausweichbar im Hintergr<strong>und</strong>e steht<br />

<strong>und</strong> jeden Augenblick herantreten kann. – Das Leben<br />

selbst ist ein Meer voller Klippen <strong>und</strong> Strudel, die der<br />

Mensch mit der größten Behutsamkeit <strong>und</strong> Sorgfalt<br />

vermeidet, obwohl er weiß, daß, wenn es ihm auch<br />

gelingt, mit aller Anstrengung <strong>und</strong> Kunst sich durchzuwinden,<br />

er eben dadurch mit jedem Schritt dem<br />

größten, dem totalen, dem unvermeidlichen <strong>und</strong> unheilbaren<br />

Schiffbruch näher kommt, ja gerade auf ihn<br />

zusteuert, – dem Tode: dieser ist das endliche Ziel der<br />

mühsäligen Fahrt <strong>und</strong> für ihn schlimmer <strong>als</strong> alle Klippen,<br />

denen er auswich.<br />

Nun ist es aber sogleich sehr bemerkenswerth, daß<br />

einerseits die Leiden <strong>und</strong> Quaalen des Lebens leicht<br />

so anwachsen können, daß selbst der Tod, in der<br />

Flucht vor welchem das ganze Leben besteht, wünschenswerth<br />

wird <strong>und</strong> man freiwillig zu ihm eilt; <strong>und</strong><br />

andererseits wieder, daß sobald Noth <strong>und</strong> Leiden dem<br />

Menschen eine Rast vergönnen, die Langeweile gleich<br />

so nahe ist, daß er des Zeitvertreibes nothwendig be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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