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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65093 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2018<br />

immer das Selbe vor Augen haben. Was <strong>als</strong>o dringt<br />

sich unwiderstehlicher auf, <strong>als</strong> der Gedanke, daß jenes<br />

Entstehn <strong>und</strong> Vergehn nicht das eigentliche Wesen<br />

der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt bleibe,<br />

<strong>als</strong>o unvergänglich sei, daher denn Alles <strong>und</strong><br />

Jedes, was daseyn will, wirklich fortwährend <strong>und</strong><br />

ohne Ende daist. Demgemäß sind in jedem gegebenen<br />

Zeitpunkt alle Thiergeschlechter, von der Mücke bis<br />

zum Elephanten, vollzählig beisammen. Sie haben<br />

sich bereits viel Tausend Mal erneuert <strong>und</strong> sind dabei<br />

die selben geblieben. Sie wissen nicht von Andern<br />

ihres Gleichen, die vor ihnen gelebt, oder nach ihnen<br />

leben werden: die Gattung ist es, die allezeit lebt,<br />

<strong>und</strong>, im Bewußtseyn der Unvergänglichkeit derselben<br />

<strong>und</strong> ihrer Identität mit ihr, sind die Individuen da <strong>und</strong><br />

wohlgemuth. Der <strong>Wille</strong> zum Leben erscheint sich in<br />

endloser Gegenwart; weil diese die Form des Lebens<br />

der Gattung ist, welche daher nicht altert, sondern<br />

immer jung bleibt. Der Tod ist für sie, was der Schlaf<br />

für das Individuum, oder was für das Auge das Winken<br />

ist, an dessen Abwesenheit die Indischen Götter<br />

erkannt werden, wenn sie in Menschengestalt erscheinen.<br />

Wie durch den Eintritt der Nacht die <strong>Welt</strong> verschwindet,<br />

dabei jedoch keinen Augenblick zu seyn<br />

aufhört; eben so scheinbar vergeht Mensch <strong>und</strong> Thier<br />

durch den Tod, <strong>und</strong> eben so ungestört besteht dabei<br />

ihr wahres Wesen fort. Nun denke man sich jenen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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